252 Dir Oeflerreichisch-Angarische Monarchie. (Oct. 23—30.)
Unterstühung finden; in der äußeren Frage jedoch könne er, soweit Freiherr
Pretis sich mit der Politik des Grasen Andrassy identificire, auf seine
Mineiihunn nicht rechnen. — Die Stimmung, die in der Conferenz
überhaupt zum Ausdrucke kommt, muß als eine der Politik des Grafen Andrassy
entschieden feindliche bezeichnet werden; die Mißbilligung und Verurtheilung
derselben tritt mit aller Schärfe hervor. Dagegen läßt sich auf der andern
Seite nicht verkennen, daß die überwiegende Mehrheit der erschienenen Ver-
treter der Verfassungspartei der Person des Freiherrn v. Prctis und dessen
Programm, soweit dasselbe mit dem des Grafen Andrassy nicht parallel
läuft, mit großer Sympathie entgegenkäme.
23. October. (Oesterreich.) Abg.-Oaus: die Clubs berathen
sich über das Programm De Pretis. Die Stimmung bleibt eine
dem Finanzminister nicht ungünstige, vielmehr offen geneigte, da-
gegen spricht sie sich überwiegend energisch gegen die bosnische Po-
litik Andrassy's aus und auch gegen De Pretis, soweit er derselben
offenbar Vorschub zu leisten geneigt und bereit ist. Die Combi-
nation De Pretis wird daher bereits als gescheitert betrachtet.
Innerhalb der Verfassungspartei greift indeß augenscheinlich eine
noch größere Zersetzung Platz, als dieß schon bieher der Fall war.
27. October. (Oesterreich: Triest.) Die sinnlosen Demon-
strationen der Italianissimi in Triest haben eine Neaction der flavi-
schen Bevölkerung des Territoriums und der Nachbarprovinzen Görz
und Istrien hervorgerufen, welche immer größere Proportionen an-
nimmt und in kritischen Momenten zu bedauernswerthen Ausbrüchen
führen könnte. Auf verschiedenen Punkten finden flavische Tabors
statt, welche den italienischen Demonstrationen kräftig ausgeprägte
österreichische mit slavischer Nationalfärbung entgegen seben.
28. October. (Ungarn.) Reichstag: die sogen. Vereinigte
Opposition und die äußerste Linke beginnen ihren Feldzug gegen
Tisza. Die äußerste Linke trägt geradegu darauf an, das gesammte
Ministerium wegen seiner Haltung in der bosnischen Occupations=
frage in Anklagezustand zu versetzen.
29. October. (Oesterreich.) Abg.-Haus: weist mit 142 gegen
78 Stimmen den Adreßantrag Sturm gegen die orientalische Politik
Andrassy's an einen Ausschuß.
Der Finanzminister De Pretis hat wenigstens vorerst auf die
Bildung eines neuen Cabinets unter seinem Vorsitz verzichtet und
gibt dem Kaiser das ihm diesfalls übertragene Mandat zurück.
30. October. (Oesterreich.) Abg.-Haus: Budgetausschuß:
verhandelt über die Regierungsvorlage in Betreff des 25-Millionen-
Credits und beschließt auf den Antrag des Referenten Giskra: gegen-