Die Oesterreichisch-Ungarische Monarchie. (Nov. 16—21.) 263
bisherige auswärtige Politil der Monarchie zu vertheidigen, nichl ohne sich
dabei in fast handgreifliche Widersprüche zu verwickeln.
16. November. (Oesterreich: Galizien.) In Lemberg soll
dem Abg. Hausuer für seine Rede vom J. ds. Mts. gegen Rußland
ein Fackelzug gebracht werden. Die Polizei verbietet ihn, er wird
aber doch gebracht, was zu Exzessen und zahlreichen Verhaftungen
Anlaß gibt.
17. November. (Oesterreich: Niederösterreich.) Der Einzug
des aus Vosnien gurückkehrenden ungarischen Regiments Mollinary
in Wien gestaltet sich Seitens der Bevölkerung Wiens zu einem
wahren Triumphzug.
18. November. (Bosnien.) Durch kaiserliche Entschließung
wird F.z. M. Philippovic seines bisherigen Obercommando's in
Vosnien enkhoben und F.Z.M. Herzog v. Württemberg zum com-
mandirenden General und Chef der Landesregierung für Bosnien
und die Herzegowina ernannt. Die höchste Antorität in militäri-
schen wie in administrativen Dingen bleibt also in den Händen
eines hohen militärischen Würdenträgers concentrirt. Als Stell-
vertreter wird ihm F.M.L. Jvanovic beigegeben, der die Hergegowina
pazifigirt hat und Land und Leute auf das genauesle kennt, der
Landessprache vollkommen mächtig ist und sich in der Herzegowina
die lebhaftesten Sympathien zu erwerben wußte.
21. November. (Bosnien.) Eröffnung der neuen provisori-
schen Eisenbahnstrecke Dalya-Brod: nach außergewöhnlichen An-
streugungen ist es trotz der elemenkaren Hindernisse gelungen, die 123
Kilometer lange Strecke in kaum 70 Tagen herzustellen. Ein Poli-
zeizug legt die Strecke von Esseg nach Brod in 412 Stunden zFurück.
Die Civilverwaltung der beiden Provinzen Bosnien und Herze-
gowina wird dem gemeinsamen Ministerium unterstellt. Für die-
selben kommt in der Presse mehr und mehr der Name „Neuöster-
reich" in Aufnahme, den ihnen zuerst der Oberst des aus dem
Occupationsfeldzuge gurückkehrenden Negiments am 17. ds. Mts.
in seiner feierlichen Ansprache an den Bürgermeister von Wien ge-
geben hat.
21. November. Oesterreich-Ungarn nimmt die Besetzung der
bisher türkischen Donaninsel Adakaleh provisorisch an, um sie nicht
in die Hände Serbiens fallen zu lassen.
21. November. Die Delegationen beginnen endlich in Pesth
ihre Arbeiten. Es steht inzwischen bereits fest, daß Andrassy und