Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

278 Spanien. (Febr. 10—15.) 
10. Februar. Nachdem die spanische Regierung die Führer 
der Insurrektion auf Cuba durch Geld gewonnen, werden die Frie- 
denspräliminarien zwischen den spanischen Truppen und den Insur- 
genten unterzeichnet. Dieselben lauten: 
Artikel 1. Die Iniel Guba erhält dieselbe politische Organifation 
und dieselben Concessionen in der BVerwaltung, wie Portorico. — Arti el 
Für alle seit dem Jahre 18638 begangenen politischen Vergehen tritt eine all= 
gemeine Begnadigung ein, indem denen. welche sich in Haft und Gefangen- 
schaft befinden, Freiheit und den Deserteuren aus der spanischen Armee Par- 
don gewährt wird. Artikel 3. Die unter den Insurgenten befindlichen 
Stlaven und Chinesen erhalten die Freiheil. — Artikel 4. Niemand, der 
krast dieses Bertrages die spaniiche Oberherrschaft auf Cuba anerkennt, kann 
zum Kriegsdienste genwungen werden, so lange der Friede auf der Insel 
no#h nicht gänglich hergestellt ist. — Artikel 5. Diejenigen, welche die Insel 
Zu verlassen wünschen, werden mit den dagn nöthigen Mitteln versehen; wenn 
gewünscht, „branchen diefelben bei der Reise nach dem Hafen weder eine Stadt 
noch ein Dorf zu berühren. (Die Belreffenden dürsten also mittelst einer 
spanischen Escorte nach den Schiffen gebracht werden.) — Arlikel 6. Die 
Capitulation der ein eluen Insurgentencorps erfolgt au unbewohnten Orten. 
— Art. 7. Der e sanische Ebercommandirend gibt zur Beschleunigung der 
Herstellm ig des Friedens alle Land= und Seewege jrei. — Artikel 8. Die 
voranstehenden Artikel bilden die Vasis zu einem endgültigen Friedensschluß. 
Die spanischen Truppen erhalten Befehl, sich auf die Defen- 
sive zu beschränken. Es werden Voten nach allen Theilen der Jusel 
ausgesendet, um allen Insurgentenbanden die obigen Friedens- 
bedingungen mitzutheilen. Die Junta der Insurgenten hat sich in 
ein Genlral-Comit für Herstellung des Friedens umgewandelt. 
Maximo Gome,, Marquis de Santa Lucia und andere Insur- 
gentenhäupter haben die Insel verlassen, und die Waffenstreckungen 
dauern fort. Die Perle der Antillen, die lange Zeit für Spanien 
unwiderruflich verloren schien, ist nun doch noch gerettet worden 
und der Aufstand durch einen Compromiß beigelegt. 
15. Februar. Eröffnung des Cortes. Thronrede des Königs. 
Ayala wird von der II. Kammer mit 177 Stimmen zum Präsi- 
denten gewählt, während 81 auf den Führer der Opposition Sagasta 
fallen. Der Ministerpräsident Cauovas del Castillo entwickelt in 
einer Parteiversammlung der Regierungspartei sein Programm, 
in welchem er die bevorstehende Beendigung des Bürgerkrieges auf Cuba, 
die Besserung der sinanziellen Verhällnisse, das Wiedererscheinen der Con- 
stitutionellen auf der polilischen Schaubühne eingehend erörtert. Nach Herrn 
Canovas ist die Wiederherstellung des Friedens auf Cuba in allernächster 
Zeit zu erwarten. Jovellar würde alsdaun zurückkehren und Martinez Cam- 
pos als Generalcapitän bleiben. Tiesen letteren ist die Regierung eifrig be- 
müht, als einen Helden ersten Ranges, als bee erste militärische Figur des 
Landes im Gegensaße zu dem Herzog de la Torre Serrano, der noch immer 
viele Freunde und Anhänger in der Armee * üüchuflellen. Martineg Campos,
	        
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