312 Großbritlannien. (Mai 24 -30.)
bereits mehr oder weniger günstig vorbereitet gefunden. Uebrigens hat auch
Lord Loftus seinerseits seine Regierung rasch über den Erfolg informirt,
welchen Graf Schouwaloff hier gehabt, wenngleich die Details der hiesfigen
Verhandlungen ihm kaum bekannt geworden sein dürften. Das Wesenllichsie,
worum es sich gehandelt hat, war das Prinzip weniger der innerlichen als
vielmehr der aausdrücklichen Anerkennung der Antorität Europa's in der ob-
schwebenden Frage. Dieses Prinzip hat zwar Fürst Gortschakoff anerkannt,
ohne jedoch die Formel anzunehmen, welche das Londoner Cabinet für diese
Anerkennung zu fordern sich hartnäckig gesteift hat. Die Weigerung, die
englische Formel anzunehmen, brachte das dießfeitige Cabinet in eine Sack-
gasse, aus welcher es kaum mehr herausgekommen wäre, wenn nicht Graf
Schouwaloff einen Ausweg gefunden hätte, durch welchen es beiden Mächten
erspart bleibl, zum Aeußersten reisen zu müssen. Das Verdienst, die Lage
wesentlich erleichtert zu haben. gebührt allerdings nicht ausschließlich dem
Grafen Schonwaloff; die persönliche Intervention des Kaisers Wilhelm so-
wohl hier wie in den Londoner Hof= und ministeriellen Kreisen hat ihren
großen Antheil daran. Die Aufträge, mit welchen der deutsche Krouprinz
und seine Gemahlin Seitens seines kaiferlichen Vaters an die Königin Bik-
toria betraut waren, haben mächtig dazu beigetragen, die äußerst schwül ge-
wordene Atmosphäre in den hohen Londoner Kreisen zu reinigen.
24. Mai. Die ersten indischen Truppen treffen in Malta
ein, 8500 Mann mit 1882 Pferden und 12 Kanonen.
Das Cabinet beginnt seine Berathungen über die von
Schuwaloff aus St. Petersburg mitgebrachtem Vorschläge.
25. Mai. Die bisher mit fast fieberhafter Energie betriebenen
Rüstungen sollen auf Befehl der Regierung etwas verlangsamt
werden.
27. Mai. Unterhaus: genehmigt den Nachtragscredit für die
Herbeizgiehung der indischen Truppen mit 214 gegen 110 Stimmen.
30. Mai. England macht dem Sultan den vorerst geheimen
Vorschlag, ihm Kleinasien, Syrien und Mesopotamien zu garantiren
und die Stellung einer Art Schutzmacht der Türkei gegen Nußland
für diese Provinzen zu übernehmen, wenn die Türkei sich zu Ein-
führung gewisser noch zu vereinbarender Reformen in denfelben ver-
siehe und die Occupation und Berwaltung der Insel Cypern Eng-
land rtenzer
Niederlage, welche die türkischen Waffen erlilten haben, und die
bekannten Verlegenhelleg der Regierung werden einen allgemeinen Glauben
au ihren Verfall und die Erwartung eines baldigen politischen Wechsels er-
zeugen, was im Osten für die Beständigkeit einer Regierung gefährlicher ist,
als wirkliche Ungufriedenheit. Wenn die Bevölkerung von Syrien, Klein-
asien und Mesopotamien sieht, daß die Pforte neben ihrer eigenen Macht
keine Bürgschaft für ihr weiteres Fortbestehen besipt, so wird sie, nachdem
die Unzuverlässigkeit dieser Stühe durch die neuesten Thatsachen erwiesen ist,
anfangen, auf den frühen Sturz der osmanischen Herrchaft zu rechnen und
ihre Augen auf deren Nachfolger Zu wenden... Die eingige Maßnahme,
welche eine wesentliche Sicherheit für die Veständigteie biyhkscher Herrschaft