Franbreich. (Mai 2—7.) 361
schmeichelhafter sein könnte. Die Republik glaubt, die Ausstellung
auf ihre Rechnung setzen zu dürfen und sowohl die Regierung als
die republikanische Partei thun alles Mögliche, was zu einem Erfolg
derselben nur immer dienen möchte.
2. Mai. Eröffnung des internationalen Postcongresses in
Paris.
Finanzminister Lcon Say eröffnet ihn mit einer Ansprache, in welcher
er auf den inneren Zusammenhang seiner Aufgabe mit dem großen Well-
ausstellungswerke hinweist. „Die Postunion“, sagt er, „ist das Band jener
internationalen Beziehungen, welche die Weltausstellung von 1878 noch enger
schließen soll. Sie will aus allen civilisirten Staaten ein einziges Postgebiet
nachen, wie die Ausstellung aus ihnen für sechs Monate ein einziges wirth-
chaftliches Gebiet macht. Unsere Union verwirklicht einen der bedeutendsten
Fortschritte, welche die modernen Bölker zur Ausdehnung ihres Verkehrz be-
werkstelligen sollten, einen jener erstaunlichen Fortschritte, den viele Leute
un das Gebiet der Utopien verwiesen, als einer unserer ausge- Eneichetsten
Collegen, Hr. Dr. Stephan, mit gewohnter Sicherheit des Urtheils seine
ersten Grundlagen legte. In meinen Lugen ist es eine Ehrensache für Frank-
reich, welches wegen der mit der Regelung seines Budgets verbundenen
Schwierigkeilen in der ersten Phase ihrer Existenz zurückgeblieben war, dann
später entschlossen au Ihrer Seite, bisweilen jogar an Ihrer Spitze ge-
schritten zu sein, als es galt, Ihr Princip weiter zu entwickeln. Unsere
innere Reform, deren praktische Durchführung gestern, den 1. Mai 1873,
begonnen hat, gestaltet uns fortan, zu den eifrigsten Mitarbeitern an dem
von Ihnen unternommenen Werk zu zählen.“ Der Minister erinnert daran,
daß dießmal Vertreter der außerhalb der Union stehenden Länder zum Con-
greß eingeladen seien, und er beanlragt, denselben eine consultative Stimme
einzuräumen.
5. Mai. Es finden wieder 6 Ergänzungswahlen zur Kammer
statt und werden 4 Republikaner, 2 Vonapartisten gewählt. Die
363 sind nun bis auf Einen wieder vollständig: bald wird die re-
publikanische Mehrheit der Kammer auf 370 gelangen.
6. Mai. Kammer: genehmigt einstimmig einen von Gambetta
eingebrachten Gesetz-Entwurf betr. Erhöhung der Offizierspensionen.
7.—10. Mai. Senat: genehmigt auch seinerseits, erst nach
dreitägiger heißer Debatte, aber schließlich mit 189 gegen 74 Stim-
men den vom Bautenminister de Freycinet als ersten Theil seines groß-
artigen Planes beantragten und von der Kammer bereits genehmigten
Ankauf einer Anzahl nothleidender aber wichtiger kleinerer Bahnen
um den Kaufpreis von 500 Mill. Fr.
Die frühern Minister Buffet und Caillaux, sowie Bocher, ein hervor-
ragendes Mitglied der constitutionellen (orleanistischen) Partei, machen die
größten Anstrengungen, das Projekt zu Falle zu bringen oder durch ihre
Verbesserungsanträge“ wenigstens zu verschlechtern; aber es ist ein ver-
gebliches Bemühen. Es ist gerade jetzt bei dieser Debatte klar geworden,
daß die Mehrheit der Rechten aufgelöst und ihre Opposition gegen die re-
publilanische Regierung ohnmächtig ist. Denn das Projelt de Rreyeinel
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