Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

39.1 Ilalien. (Juli Auf. — 7.) 
ungen nachzmueisen, erläutert die in seinem damaligen Finanzexposé 
angekündigten Entwürfe (namentlich den Ausbau des Eisenbahnnetzes) 
und widerlegt die dagegen erhobenen Einwürfe. Er schließt mit dem 
Verlangen, die Kammer möge alles Vertrauen in die Finanzpolitik 
der Regierung bekunden. Die Kammer genehmigt darauf mit 204 
gegen 60 Stimmen (der conservativen Partei Sella-Minghetti) eine 
Tagesordnung, welche den Finanzplan des Ministers billigt. — 
Beide Kammern beschließen, eine parlamentarische Enquetekommission 
für das Eisenbahnwesen niederzusetzen. 
Senat: erklärt sich gegen eine weitere Verlängerung des allen 
Handelsvertrags mit Frankreich, wie dieses wünscht, nachdem es dem 
neuen Handelsverlrag seine Genehmigung verweigert hat, und für die 
Inkraftsetzung des antonomen italienischen Zolltarifs vom 1. Juli 
an auch gegen Frankreich. 
Keine Stimme erhebt sich zu Gunsten des Ansinnens der französischen 
Regierung, den alten Bertrag zu verlängern, was die Regierung inzwischen 
bereits der Schweiz, Belgien und Oesterreich-Ungarn gewährt hat. Die ein- 
zigen Einwendungen beschräulen sich auf den Wunsch, daß der Zollkrieg von 
kurzer Dauer sein und nicht in ein Schutzzolliystem umschlagen möchte. Das 
entspricht ganz den Anschauunngen der Regierung. Die Hauptartikel der 
französischen Ausfuhr aber werden vom 1. Juli an auf gewaltige Hinder- 
nijse an der italienischen Greuze stoßen, als zum Beispiel sind: Weine im 
Faß 15 und in Flaschen 30 Lire (statt bisher 4,50) das Hektoliter; Baum- 
wollengarne von 18 Lire bis 60 der Centner; Seidenstoffe 5 Lire das Kilo- 
gramm. Repressalien werden natürlich nicht fehlen, namentlich auf Natur- 
producte und Rohstofse, doch ist das in der Hand Frankreichs ein 
zweischneidiges, die eigene Industrie schädigendes Schwert, und das scheinen 
sich die italienischen Nationalökonomen wohl überlegt zu haben. 
Anfang Juli. Bis jetzt sind für die um Rom herum aufzu- 
führenden Befestigungen ca. 3 Mill. Fr. ausgegeben worden; die Ge- 
sammtausgaben für dieselben sind auf 11—12 Mill. veranschlagt. 
5.—7. Juli. Kammer: Debatte über die Abschaffung der 
Mahlsteuer. Die Commission, weiter gehend als die Regierung, be- 
antragt, daß vom 1. Juli 1879 an die Mahlsteuer für die geringeren 
Getreidesorten gänzlich abgeschafft und für den Weizen um ein 
Viertel herabgesetzt werden (Artikel 1), und auch für letzteren vom 
1. Jannar 1883 ab gänglich aufhören solle (Artikel 2). Die Re- 
gierung erklärt sich mit dem Antrage einverstanden. Sella, der 
Führer der Rechten, erklärt sich dagegen und weist nach, daß die 
angeblichen Ueberschüsse des Finanzministers rein illusorisch seien 
und stellt einen Gegenantrag. Die Kammer genehmigt jedoch den 
Antrag in geheimer Abstimmung mit 235 gegen 78 Stimmen (der
	        
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