Jlalien. (Oct. 18 — Nov. 3.) 397
nicht getrübt, noch die Hoffnung auf ein baldiges Zustandekommen der Ver-
einbarung beeinträchtigt. Die NRegierung des Königs bleibe der Einrichtung
der Conventionaltarise lren. Hinsichtlich der kirchlichen Frage lasse sich das
Cabinet von gewissenhafter Achtung des zu Kraft bestehenden öffentlichen
Rechts leilen, ohne schwach oder angreifend sein zu wollen. Die Regierung
wewve den Kammern Gesebentwürfe über die Wahl= und Verwaltungsreform
vorlegen.
18. October. Ein Friede zwischen der italienischen Regierung
und dem Vatikan bezüglich der königl. Ernennung verschiedener Erg-
bischöfe und Bischöfe wird vom Ministerrathe einstimmig beschlossen.
Der Vatikan proponirte und die Regierung genehmigt folgende
Formel: „Ich Bischof u. s. w., präconisirt von dem hl. Stuhle,
wissend, daß der Bischofssitz zum königl. Patronate gehört, ersuche
um die Veranlassung von Maßregeln behufs gerichtlichen Amts-
antrittes.“
— October. Die radicale Partei erhält fortwährend eine
lebhafle Agilation für die linlin irrelentu. Die Negierung läßt
derselben freien Lauf, in der Meinung, daß sie von selbst erlöschen
werde, obgleich sie ihr in ihrem Berhältniß zu Oesterreich unan-
genehm ist.
3. November. Programm-Rede des Ministers des Innern,
Zanardelli, des politisch bedentendsten Mitgliedes der Regierung
neben Cairoli, in Arco vor seinen Wählern:
Das Ministerium habe die Demonstrationen der „ltalin irredenta
höchlich getadelt; dieselben konnten aber nach den bestehenden Geseten nicht
verhindert werden. Oesterreich kenne unfere Gesehe und habe niemals ver-
langt, daß wir eine unserer Freiheilen zum Opfer bringen, umsomehr, als
es die Gesinnungen loyaler Freundschaft der italienischen Regierung kenne.
Uebrigens haben die Merlings, deren Abhaltung gestatlet wurde, bewiesen,
daß diese Demonstrationen keinerlei „Bedeutung haben. Der Minister ladelt
sodann die Barfanti-Casinos, die eine Verdrehung der moralischen Gefühle
und eine Demonstration gegen die Armee seien; die Einheit der italienischen
Bölker und die öffentliche Nuhe seien aber niemals in Gefahr gekommen,
sonst würde die Regierung energisch gehandelt haben. Auf die republika-
nische Partei in Italien übergehend, sagt er, daß dieselbe niemals schwächer
und weniger gefährlich war als jeht. Tie Ihren Mojesläten überall bereite-
ten Demonstrationen seien hiefür ein Beweis. Den Umtrieben der Inter
nationalisten müsse man mit Aufmerksamkeit folgen, obwohl dieselben in
Italien keine große Verbreitung hätten, weil ihre Principien eine Negation
alles Rechtes und jeder Moral seien. Der Minister spricht hierauf von der
öffentlichen Sthelnl und sagt, daß dieselbe nicht befriedigend sei, aber er
leugnet, daß sich dieselbe verschlimmert habe. Er werde alle Sorgfalt auf
ibre Verbesserung verwenden. Zanardelli kündigt weiler eine soforlige Vor-
lage in Betreff der Wahlreform an, durch welche die Zahl der Wähler von
605,000 auf anderlhalb Millionen eihcht werden soll. Bezüglich der Ab-
stimmungsmethode wird der Minister das Listen. Serutinium beantragen.
Jeder Wahltreis wird 5 DTeputirte wählen. Der Minister wird auch einen