Die päpstliche Curie. (Marßz & April 25.) 405
Curie wieder in Beziehungen zu kreten und einen Gesandten beim
Batican zu beglaubigen, Simeoni aber durch die Politik Pius' IX.
Rußland gegenüber compromittirt sei. Der Papst hatte indeß von
Anfang an sein Auge auf Frauchi geworfen.
8. März. Der Gardinal-Staatssecretär Franchi fordert in
einem Rundschreiben die päpstlichen Nuntien zu eingehenden Mit-
theilungen auf über die Beziehungen zu den Regierungen, bei welchen
sie beglaubigt sind, und wünscht gleichzeitig darüber Auskunft zu
erhalten, wie die Regierungen einen Wechsel der Politik des Vatikans
in festem, aber doch jedenfalls weniger aggressivem Sinne anfsehen
würden.
16. März. Der neue Papst erlaubt den italienischen Bi-
schöfen, den geseblichen Forderungen ohne Anstand zu genügen, um
in den Besitz der weltlichen Einkünfte ihrer Bisthümer zu gelangen.
— März. Papst Leo hat angefangen, im Vatican scharf
aufzuräumen, da sich in demselben unter Pius IX. offenbar ein
ganzer Augiasstall von Mißbräuchen aufgehäuft hat.
28. Märg. Papst Leo XIII. hält seine erste Allocution an
die Cardinäle.
Wir entheben derselben nur folgende Stelle, die auf die Politik Be-
zug hat: „Außerordentlich beängsligt mich die böchst bedrohliche Lage, in
welcher zu dieser Zeit jasl überall nicht nur die bürgerliche Gesellschaft,
sondern auch die katholische Kirche und zumal dieser apostolische Stuht sich
befindet, welcher — durch Gewalt seiner weltlichen Herrschaft beraubt
dahin gebracht ist, daß er überhaupt von seiner Macht einen vollen, freien
und jedermann Weguhltigen Gebrauch nicht machen kann.“
17. April. Der Papst beruft den L. Curei nach Rom.
25. April. Der Papfst erläßt seine erste Encyclica.
Tieselbe unterscheidet sich von den päpstlichen Auslassungen, an welche
die Welt in den letzten Jahrzehnten durch Pius IX. gewöhnt worden ist, in
sehr vorkheilhafter Weise. Die Polemik des neuen Papstes ist eine sachliche,
leine persönliche. Wer freilich, sei es gehofft, sei es gefürchtet haben sollie,
Papst Leo würde mit der Vergangenheit der römischen Curie brechen und feine
Vorgänger Lügen strafen, um ihren Gegnern offen die Hand zu reichen, &Wi.
sich eines Andern überzengen. Aber die hochragenden Denksteine, die Pius
freiwillig und unfreiwillig an feinen Lebensweg gesetzt hat, Syllabus, ns.
liche Unfsehlbarkeit, Verlust der weltlichen Herrschaft. werfen in das Nund-
schreiben Leo's Nlll. nur einen kleinen Schatten. Dem Syllabus ist geung
gethan durch die Bemerkung, daß der Papst, in die Fußtapfen seiner Vor-
gänger trelend, die Verurtheilungen der mit der apostolischen Censur belegten
Irrthümer bestälige und wiederhole; die Unfehlbarkeit ist fast nur vorüber-
geheud erwähnt, indem die Hoffnung ansgedrückt wird, daß die Menschheit,
durch so viel Uebel und Unheil ermahnt, endlich in dem Gehorsam gegen die
Kirche (in inlallibili magisterio Apostolicac Sedis) ihr # W und ihre Wohl-
fahrl suchen werde. Wus den verlorenen Kirchenstaal betriffl, so fühlt sich