Die päpflliche Curie. (Juli · Oct. 4 107
— Juli. Der pästliche Nuntius in München unterhandelt
in Kissingen mit dem Reichskanzler über einen Ausgleich behufs
Beendigung des Culturkampfes in Preußen. Die Unterhandlungen
führen indeß vorerst zu keinem Resultat, werden jedoch auch nicht
abgebrochen.
1. August. Der Cardinal-Staatssecretär Franchi f. Der
Papst ernennt den Cardinal Nina an seine Stelle.
27. August. Schreiben des Papstes an den neuen Cardinal-
Staatssecretär Nina.
Von solchen Absichten geleitet, wollten Wir Unsere Stimme auch
Jene vernehmen lassen, welche die Geschicke der Nalionen leiten, indem Wir
sie dringend einluden, in diesen Zeiten, wo es jo sehr noth thut, die über-
aus kräftige Stütze, welche ihnen die Kirche darbietet, nicht Krckniweiien
Angetrieben von der apostolischen Liebe wandten Wir uns auch an Jene, die
nicht durch die Bande der katholischen Religion mit Uns vereinigt sind, von
dem Munsche beseelt, daß auch ihre Unturthanen die wohlthätigen Einflüffe
dieser göttlichen Institutionen erproben mögen. Es ist Ihnen wohl bekannt,
Herr Cardinal, daß Wir, um diesem Antriebe Unseres Herzens Folge zu
leisten, Uns anch an den mächtigen Kaiser der edlen dentschen Nation,
welche wegen der den Katholiken geschaffenen schwierigen Lage gang besonders
Unsere Fürsorge erheischte, gewandt haben. Dieses Wort, einzig und allein
von dem Wunsche eingegeben, Deutschland den religiösen Frieden wieder-
gegeben zu sehen, fand eine günstige Aufnahme von Seite des erhabe-
nen Kaisers und hatte das erfreuliche Ergebniß, daß es zu freundschaftlichen
Unterhandlungen führte, bei denen es nicht Unsere Absicht war, zu einem
einfachen Waffenstillstande zu gelangen, welcher den Weg zu neuen Con-
flicken offen ließe, sondern nach Entfernung der Hindernisse einen wahren,
soliden und dauerhaften Frieden zu schließen. Die Wicht igkeit dieses
Jieles, das von der hohen Weisheit Jener, welche die Geschicke jenes Reiches
in ihren Händen haben, richtig erwogen wurde, wird dieselben, wie Wir
vertranen, dahin führen, Uns die Freundeshand zu reichen, um es zu erlangen.
Die Kirche würde ohne Zweifel glücklich sein, bei jener edlen Nation den
Frieden wiederhergestellt zu sehen, aber auch das Reich würde darüber nicht
weniger glücklich sein und würde, nachdem die Gewissen beruhigt sind, in den
Söhnen der gntholischen Kirche wie ehedem seine treuesten und hochherzigsten
Unterthanen finden.
4. October. Da der Ertrag des Peterspfennigs überall sehr
abgenommen hat und der neue Papst von der italienischen Jahres-
dotation zu Gunsten des hl. Stuhles doch auch seinerseits keinen
Gebrauch machen will, so haben 15 französische Bischöfe der Curie
ein Project zu besserer Organisation der Peterspfeunig-Sammlungen
vorgelegt. Darauf antwortet der Cardinal-Staatssecretär Nina:
„-. Mas die Aufrage betrifft, ob es bei den erhöhten Bedürfnissen
des heil. m. nicht angeJeigt wäre, den Sammlungen des Peterspfennigs
eine beständige, allgemeine und gesehliche O Organisation zu geben, welche vom
Papste mit der Majestäl feiner sonveränen Sauction zu machen wäre, damil
das Unternehmen mit einem ausgedehnleren Erfolge gelrönt würde, so glaubt