Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

Die Schweit. (Sept. 20 — Oct. 27.) 417 
20. Sept. Die Negierungen von St. Gallen, Wallis und 
Genf lehnen eine Auregung der Regierung von Waadt, bei ihren 
Gr. Näthen das Referendumsbegehren gegen die Vundessubvention 
der Gotthardbahn in Antrag zu bringen, ihrerseits ab. 
23. September. Zusammentrikt eines internationalen Con- 
gresses für Eisenbahnenstatistik. Derfelbe wird von Bundesrath 
Droz eröffnet und wählt den Geh. Rath Vrachelli aus Wien zu 
zu seinem Präsidenten. 
25. September. (Waadt.) Gr. Nath: billigt mit 155 gegen 
nur 5 Slimmen den forltdanernden Widerstand der Regierung gegen 
die Bundessubvenlion für den Gotlhard und spricht ihr dafür seinen 
Dank aus. Doch wollen beide nicht die Initiative für ein Referen- 
dumsbegehren ergreifen, sondern überlassen dieselbe den waadtländi- 
schen Bürgern. 
6. October. (Genf.) Das Volk verwirft in allgemeiner 
Abstimmung die von der Regierung Carteret und der Majorität des 
Gr. Nathes ihm vorgeschlagene Verfassungsrevision mit 8576 gegen 
2670 Stimmen. 
8. October. Da die für das Referendumsbegehren betreffend 
das neue Militärpflichtersatz-Steuergesetz nothwendigen 30,000 Unter- 
schriften innerhalb der festgestellten Frist nicht eingelaufen sind, und 
auch seitens von acht Ständen kein derarliges Verlangen eingegangen 
ist, so erklärt der Bundesrath dieses Gesetz in Kraft getreten. 
27. October. Nationalrathswahlen in allen Kantonen: die 
Conservativen und Ultramontanen gehen aus deufelben verstärkt 
hervor, ohne jedoch eine Majorität zu erringen; sie verfügen doch 
nur über ca. ein Drittel gegen ca. zwei Drittel aller Stimmen. 
Die liberale Parkei war von vorneherein daraus gefaßt, daß sie dieß- 
mal nicht an Boden gewinnen, sondern an einigen Puntten die größte Mühe 
haben werde, ihre bisherigen Stellungen sestzuhalten; doch find ihre Verlusse 
größer, als sie gedacht haltte. In Zürich, das keine couservative Partei 
eh' lennt, haben sich Liberale und Demokraten die Waage gehalten, so daß 
7 Anugehörige der beiden Richlungen aus der Wahlurne hervorgegangen sind. 
Dagegen haben bei der Wahl der zwei Zürcherischen Ständeräthe, wo die 
beiden Parteien im gangen Kankon ihre Kräfte Zu meisen pflegen, da es hier 
mehr auf die Parteistellung als auf die Persönlichleiten der Candidaten an- 
kommt, die Demokraten eine schwere Schlappe erlitten. Sie hatten die 
beiden bisherigen Vertreter im Ständerathe wieder portirt und sich einer ge- 
meinsamen liberal-demokralischen Liste abgeneigt gezeigt. Die Librralen, die 
in den zwei letzten Jahren bedeutend au Boden gewonnen haben, stellten 
angesichts der Haltung der EGigenpartei. ebenfalls eine ungemischte Liste auf, 
und diese hat gesiegt. Im erner Jura ist bei den Wahlen ein voll- 
ständiger Umschwung zu Tage getreten. Dieser Landestheil schickte bisher 
Schulthess. Carop. eschichtslalender. XIX. A#. 27
	        
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