Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

426 Belgien. (Dec. 5— 30.) 
sinden, um sie erfüllen iu können.“ ieser Passus wirkt deprimirend. Die 
Versammlung wird erst wieder wärmer, als der König in schwungvoller 
Weise auj das 1880 stattfindende fünfzigjährige Jubiläum der bel-) 
gischen Unabhängigkeit hinweist, und Künstler, Gelehrte, Schriftsleller, 
Industrielle u. s. w. auffordert, das Ihrige dazu beizutragen, um ein halbes 
Jahrhundert des Friedens und genossener Freiheit zu feiern. 
5. December. Kammer: die langwierige Adreßdebatte, in 
welcher hauptsächlich um die Schulfrage gestritten wurde, kommt 
endlich zum Schlufse; die Antwortsadresse wird von der gesammten 
Linken (67 Stimmen) gegen die gesammte Rechte (54 Stimmen) 
angenommen. 
27. December. Senat: Debatte über das Armececontingent. 
Der Kriegsminister vertheidigt das jährliche Contingent von effecliv 
12,000 Mann sehr energisch und schließt mit den zündenden Worten: „Wir 
sind einer der Punkle des Schachfeldes des Nordens. Man muß alles, was 
möglich ist, thun, um die Armee in tüchtigen Staud zu sehzen. Ich weiß 
nicht, was die Zukunft unserer Armee bestimmt, doch kann ich sagen, daß der 
Heldenmuth unserer Bäter uns lehrt, unsere Grenzen zu vertheidigen. Durch 
diesen Heldenmuth haben unsere Vorfahren ihre nationale Unabhängigkeit 
wieder erobert trachten wir in unsern Zeiten des Versalls uns als ein mannhaftes 
Volk zu zeigen. Es ist besser, ohne Armce zu sein, als eine schlechte. und 
schlecht organisirte Armee zu besitzen. Man muß den Muth haben, Opfer 
z bringen. Begeistern wir uns an den Beispielen unserer Vorfahren, denn 
für eine entehrte Nation ngibt es kein Erwachen mehr.“ Die Gesehesvorlage 
wird mit 39 gegen 12 Stimmen angenommen. 
30. December. Die belgischen Bischöfe erlassen einen gemein- 
samen Hirtenbrief, worin sie das Land auf die Gefahren des von 
den Liberalen befürworteten Gesetzentwurfes bezüglich des Laien- 
Unlerrichts hinweisen.
	        
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