Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

Schweden und Norwegen. (Febr. 4.) 435 
sowie die Revision der Rriegsgesetze; 5) die Abschreibung der Grundstenern, 
sowie der „Einlheilungs“-Lasten; 6) die Abänderung des allgemeinen Steuer- 
gesetzes ( „bevillningsstachgan- ). und 7) ein „Garantiegesetz“ (d. h. ein Gesetz, 
durch welches die neu zu schaffende Heeresorganisation grundgesehliche Kraft 
erhält). Dem letzten zufolge soll die Armec eine „Stammtruppe " von 
höchstens 30,000 Mann haben, welche auf dem Wege der Freiwilligkeit auf- 
zubringen sind. In dieser Zahl sind solche Officiere und Unlerofficiere mit 
eingerechnet, die ihre Ausbildung bei der Stammtruppe erhalten und nicht 
den festen Officiers= und Unlerofficierscadres augehören. Die Stammtruppen 
dürfen nicht durch Werbung beschafft werden. Die anzunehmenden Rekruten 
dürfen höchstens 26 Jahre alt sein und die Dienstzeit darf nicht über 6 Jahre 
hinaus ausgedehnt werden. Alle Kosten und vasten für die Stammtruppe, 
welche nicht durch besondere Bestimmungen in dem Gesetz betreffend die Ab- 
schreibung der „Eintheilung" besonderen Berpflichteten obliegen, sollen vom 
Staat getragen werden, einschließlich der Auschaffung der Pferde für die 
Cavallerie der Stammtruppe. Die nöthigen Mittlel zu den augedeutelen 
Zwecken sollen durch das jedesmalige Jahresbudget der Regierung zur Ver 
fügung gestellt werden. Das Geseß soll ohne die Zustimmung des Könige 
und des Neichstags nicht abgeändert oder aufgehoben werden dürfen. Sämmt- 
liche Anträge sind von 102 Mitgliedern der Landmannpartei unterzeichnet 
und bilden hrincipiell ein Ganzes, dessen einzelne Theile wohl mit einander 
stehen oder fallen. Die Regierung scheint eine abwartende Slellung zu der 
Sache einnehmen zu wollen. Der Schwerpunkt liegt offenbar in der Hal- 
tung, welche die erste Ktaammer beobachten wird. 
Beide Kammern überweisen die Anträge an besondere Com- 
missionen. 
4. Februar. (Norwegen.) Eröffnung des Storthings. 
Thronrede des Königs: 
. Während wir von den politischen Verwicklungen der Zeit un- 
berührt ölieben, hat der Rückschrilt im Handel und Wandel, unter welchem 
das übrige Europa, zum Theil in Folge jener Verwiclungen, gelitten hat, 
nicht ohne Einfluß auf mehrere unserer Erwerbszweige bleiben können, welche 
daher unter wenig günstigen Bedingungen haben arbeiten zmissen. Dabei 
war die letzte Ernte fast im ganzen Lande ziemlich mäßig. Dennoch sind die 
Staatseinnahmen jortwährend in fast unveränderter Höhe eingegangen, aber 
die steigenden Ansprüche an die Staatseinnahmen, welche eine Folge der 
fortschreitenden Entwicklung mancher öffenllichen Institntionen sind, und ua- 
mentlich die großen Summen, welche für die bedeutenden auf Rechnung des 
Staats Antersonmnenen Eisenbahnanlagen ersorderlich sind, machen eine Er- 
weiterung der Einnahmsquellen für die Staatscasse zunnmiganglich nothwendig. 
Außer den darauf bezüglichen Vorschlägen, welche ich Euch in der vorigen 
Session vorlegte, wird Euch ein Borschlag über eine Einlommen= und Ver- 
mögenssleuer unterbreilet werden. Wenn es sich darum handell, daß das 
Land nach einem Zeitraum von mehr als vierzig Jahren aufs neue sich die 
Last einer directen Staatssteuer auferlegen soll, so muß man mit Dankbarkeit 
gegen die Vorsehung sich daran erinnern, daß dieß nicht seinen Grund hat 
in irgend einer Unterbrechung der friedlichen Entwicklung, welche uns in 
einer so langen Reihe von Jahren vergönnt war, sondern allein eine Folge 
des Strebens war, in immer größerer Ausdehnung das Vaterland an den 
Fortschritten, welche unserer Zeit angehören, theilnehmen zu lassen. 
Die Einkommensteuer nimmt einen Ertrag von 3 Mil. Kr. 
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