Die oklomannische Pforle. (Febr. 21 — März 3.) 461
24. Februar. Der große österreichische Kronrath bevollmäch-
tigt Andrassy, von den Delegationen einen Rüstungscredit von 60 Mill.
Gulden zu verlangen.
25. Februar. Eine geheime Versammlung bosnischer Begs in
Serajewo beschließt einstimmig, energisch Verwahrung einzulegen
gegen jede von Rußland geplante Abtrelung bosnischen Bodens an
Serbien. Da nun angesichts der augenblicklichen Lage der Türkei
von Constantinopel keine Durchführung oder Unterstützung dieses
Veschlusses zu gewärtigen sei, so wird ferner beschlossen, sofort eine
Deputation nach Wien zu entsenden mit der Vitte um Anschluß
Bosniens an die österreichisch-ungarische Monarchie. Mehemed Veg,
Sokolovic Attif Beg und Hussein Beg Kapitanovic werden zu Mil-
gliedern dieser Deputation gewählt. Der katholische Pfarrer Fra
Grego Matic wird gebeten, sich der Deputation anzuschließen.
— Februar. England rüstet in Folge des ihm vom Par-
lament mit so überwältigender Mehrheit bewilligten Gredites mit
aller Anstrengung zu Lande und zur See. Die Flotte wird verstärkt,
zwei Expeditionscorps von zusammen 70,000 Mann Landtruppen
sollen bereit gestellt werden und in den Arsenalen und Kriegswerk-
stälten herrscht eine geradezu sieberhafte Thätigkeit.
3. März. Rußland und die Pforte schließen in S. Stefano,
dem gegenwärtigen Sitz des russischen Hauptquartiers, einen förm-
lichen Friedensvertrag als „Friedenspräliminarien“ ab. Derselbe hat
solgenden Wortlaut:
„Se. Majestät der Kaiser von Rußland und Se. Majestät der Kaiser
der Osmanen, beseelt von dem Wunsche, ihren Ländern und Bölkern die
Segnungen des Friedens zurückzugeben und jeglicher neuen Verwicklung, die
denselben bedrohen könnten, vorzubeugen, haben zu Bevollmächtigten, welche
die Friedens- Präliminarien“ feststellen, abschließen und unterzeichnen sollen,
ernannt 2c., welche, nach Austausch ihrer in guter und gehöriger Form be-
jundenen Vollmachten, über die folgenden Artikel übereingekommen sind:
Art. 1. Um den fortwährenden Streitigkeiten zwischen der Türkei
und Montenegro ein Ende zu machen, wird die Grenze der beiden Länder
gemäß der beiliegenden Karte unter nachstehendem Vorbehalt in folgender
Weise berichtigt werden: Von dem BVerge Dobrostitze aus wird die Grenze
der von der Conferenz zu Constankinopel festgesepten Linie bis nach Korito
über Bilek folgen, von dort wird die neue Grenze bis Gahko (Metochia-
Gahko wird zu Montenegro gehören) und bis zu dem Zusammenfluß der
Pieva und der Tara gehen, indem sie nördlich an der Drina bis zu
Mündung des Lim aufsteigt. Die öslliche Grenze des Fürstenthums wird
dem letztgenaunten Flusse bis Priepolje folgen und sich über Roshai nach
der Sucha-Planina ziehen, wobei Bihor und Noshai zu Montenegro kommen.
Rugowo, Plawa und Gusinje einschließend, wird die Grenglinie dann der
Bergkekte über Schljeb-Patlen und längs der Grenze Albaniens im Norden