Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

470 Die ollomannische Pforle. (Mitte April — 23.) 
-erlin erfolglos geblieben. Die rumänische Negierung constatirt in 
einer Cireular-Depesche an ihre diplomatischen Agenten im Auslande 
diese Art Occupation Rumäniens und Besitzergreifung Bessarabiens 
durch die Russen. 
Mitte April. In Constantinopel ist man überzeugt, daß die 
Russen alle Maßregeln getroffen haben, um im Falle eines Bruches 
mit England auf das erste Signal sich Constantinopels und des 
oberen Bosporus zu bemächtigen, und will wissen, daß schon früher 
seitens der Russen alle Anstalten getroffen waren, um Gallipoli und 
Bulair beim Eintritte gewisser Eventualitäten unverzüglich besetzen 
zu können und damit der englischen Flotte den Rückweg abzu- 
schneiden. 
Mitte April. Die englische Negierung hat den Euntschluß ge- 
faßt, zu einem eventuellen Kriege mit Rußland auch die Colonien 
herbeizuziehen. Zunächst soll ein indisches Contingent nach Malta 
übergeführt werden und zwar in allerkürzester Zeit (s. England). 
18. April. Sturz des Ministeriums Achmed Vesik. Sadyk 
Pascha tritt mit einem ziemlich russenfreundlichen Cabinet als 
Ministerpräsident an seine Stelle. 
19. April. Oesterreich unterhandelt in Constantinopel über 
die Nückkehr der bosnischen Flüchtlinge und droht dabei, die Rück- 
kehr werde schließlich unter dem Schutze österreichischer Truppen 
stattfinden müssen, da die Türkei die Ordnung in dieser Provinz 
nicht aufrecht erhalten könne. 
20. April. Ausbruch eines Aufstandes der Muhamedaner 
im Nhodopegebirge gegen die Bulgaren und Russen. 
Der Ausstand beschräult sich von Anfang an nicht auf das Rhodope- 
gebirge. Es haben sich vielmehr sämmtliche im Süden Thraciens, zwischen 
Philippopel und Adrianopel wohnende Pomaken vor Jahrhunderten 
zum Islam übergelretene Bulgaren, die von diesen ihren Stammes= und 
ehemaligen Glaubensgenossen am meisten gehaßt und verfolgt werden — und 
ie in Tschirmen, Demolila und anderen Orten ansässigen Türken der Be- 
wegung angeschlossen. Die Aufständischen verfügen über mehrere Geschügze, 
augenscheinlich solche, die von Suleiman Pascha auf seinem unglücklichen 
Rückzuge durch das Rhodope-Gebirge in Abgründe geworfen oder stehen ge- 
lassen wurden. Die Russen haben eine große Militärmacht, elwa 30,000 
Mann, aufgeboten, um der Bewegung Herr zu werden. 
23. April. Die Muselmännner im Rhodope-Gebirge richten 
an den britischen Votschafter in Constantinopel eine Denkschrift, 
worin sie ihre Erhebung rechtfertigen. Die Deukschrift trägt die 
Unterschriften der Imams und Mudirs sämmtlicher Dörfer in jenem
	        
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