Alebersicht
der politischen Entwickelung des Jahres 1878.
Das Jahr 1878 wird nicht nur durch das Ende des russisch-
türkischen Krieges, die völlige Niederwerfung der Türkei, den Berliner
Congreß und die zwar nicht definitive, aber doch provisorische Lösung
der orientalischen Frage durch denselben bezeichnet, sondern ebenso sehr
durch höchst bedentungsvolle Vorgänge in den mächtigsten Staaten des
mittleren und westlichen Europas, in England, das nach längerem
Unterbruche während des Ueberwiegens der Whigs unter der Herr-
schaft der Tories neuerdings als vollberechtigtes Glied in die Reihe
der leitenden und entscheidenden Weltmächte eintrat, in Frankreich,
wo die Republik endlich das Uebergewicht über die monarchischen
und reactionären Parteien errang und sich allem Anscheine nach
endgülktig unter den monarchischen Großmächten festsetzte und schließ-
lich in Deutschland, in dem sich eine steuer= und finanzpolitische
Krisis entwickelte, deren ungewisser Ausgang nothwendig von tief-
greifendem Einfluß auch auf die rein politische Entwickelung des
Reiches sein wird, ganz abgesehen davon, daß in Nußland, kaum
daß der Krieg zu Ende war, Zustände und Vestrebungen zu Tage
traten, deren Folgen heute noch gar nicht bemessen werden können.
Der Feldzug von 1877 war, nach dem Urtheile unbefangener##hland
Militärs, weder für die Russen noch für die Türken befonders ehren= um unn die
voll oder gar glänzend. Die einen wie die andern schlugen sich ge-
gebenen Falls mit gewohnter Tapferkeit, aber die Strategie beider
war keine sehr ausgezeichnete. Namentlich scheint es, daß es den
Türken während der denkwürdigen Belagerung von Plewna, wenn
sie besser geführt worden wären, wohl möglich hätle sein sollen, den