Da# deuische Reich und seine rinzelnen Glieder. (Mai 2—10.) 87
legen zu lassen, durch welche verfassungsmäßige Rechte der Krone beeinträch-
tigt werden könnten.
2. Mai. (Deutsches Reich.) Reichstag: Centrum u. Fort-
schrittspartei beschließen, die Tabak-Enquete-Vorlage ihrerseits ein-
fach abzulehnen. Die national-liberale Partei beschließt nochmals,
das Tabakmonopol zu bekämpfen und auch aus der Tabak-Engqucte-
Vorlage alles das zu entfernen, was sie einfach als Einleitung zur
Einführung des Monopols erscheinen läßt.
3. — 9. Mai. (Deutsches Reich.) Reichstag: Berathung
der Vorlagen betr. Errichtung von Gewerbegerichten und theilweise
Modification der Gewerbeordnung. Beide Vorlagen werden im
wesentlichen nach den Anträgen der Regierung angenommen, indem
die Nat.-Liberalen und die gemäßigt Confervativen in der Regel sich
die Hand geben.
3. Mai. (Preußen.) Der Kaiser genehmigt die Entlassung
Hermann's als Präsidenten des Oberkirchenrathes und ernennt den
Ob.-Consist.-Rath Hermes an seine Stelle. Den sichersten Schluß
auf die durch diesen Wechsel herbeigeführte Sachlage wird die Aus-
wahl der von der Krone in die Synoden zu berufenden Mitglieder
gestatten, eine Angelegenheit, die auf die Entschließungen des Herrn
Herrmann wohl bereits nicht ohne Einfluß geblieben war.
6. Mai. (Deutsches Reich.) In Folge des neuen Gesetzes
beauftragt der Kaiser den Staatsfecr. des Ausw. v. Bülow, den
Chef der Admiralität v. Stosch und den Generalpostmeister Stephan
mit der Stellvertretung des Reichskanzlers für ihre Ressorts.
7. Mai. (Deutsches Reich.) Die Delegirten= Conferenz
deutscher Seehandelsplätze erklärt sich gegen das Tabakmonopol und
auch gegen eine allzu hohe Besteuerung des Tabaks und beschließt
eine Resolution, welche den Handelsvorständen der Seeplätze den
Austritt aus dem (überwiegend schutzzölluerisch gewordenen) deutschen
Handelstage empfiehlt. Der letztere Beschluß wird jedoch nur mit
schwacher Mehrheit gefaßt.
10. Mai. (Deutsches Reich.) Reichstag: Erste Lesung der
Tabak-Enquete-Vorlage. Das Haus beschließt, auch die zweite und
dritte Lesung im Plenum vorzunehmen.
v. Bennigsen erklärt sich für Erhohung der indirekten Stenern,
auch für die Heranziehung des Tabaks als Objekt hierfür, aber unter kon-
stitutionellen Garantieen; namentlich wolle er dieses in Preußen. „Hier
wollen wir für die Einkommen= und Klassensteuer die Quotisirung, aber wir
wollen nicht den Art. 109 der preußischen Verfassung antasten. Wir wollen