180 Pos denische Reich und seine einzelnen Glieder. (Juni 2—.6.)
Antwort. Mit großer Bestimmtheit bemerken sie, daß die #aner seit
einer Reihe von Jahren in die engsten Handelsbeziehungen zu Hamburg ge
treten seien und es sei nicht nur ihre persönliche, sondern die Ansicht To
licher Unterzeichner der Petition gegen den Zollanschluß, daß durch den Ein-
tritt Altonas in den Zollverein diese Handels= und Geschäftsverbindungen
völlig aufgehoben und dadurch die Interessen der Stadt schwer geschädigt
würden. Der Finanzminister weiß darauf nur zu bemerken: daß durch die
Zolleinverleibung alle diese Verluste im Handel ersebt würden, zumal auch
die Verlegung der Zollgrenze nach Cuxhaven Altonas Schiiffchrtsverkeh
wesentlich heben werde. Ebensowenig tröstliches ergeben die Andienzen bei
dem Minister des Innern Grafen Eulenburg und dem Verkehrsminister
Maybach. Was den Fürsten Bismarck betrifft, so erhalten die Altonaer
Herren durch den Geheimrath Tiedemann die Antwort, daß der Reichs-
kangler aus Gesundheitsrücksichten behindert sei, die Herren persönlich zu
empfangen und der Geheimrath bemerkt dazu noch, daß der Fürst na
Durchlesung der Petition geäußert habe: „danach scheinen also die Petenten
auch ferner eine Vorstadt Hamburgs bleiden zu wollen; das will ich aber
nicht.
2. Juni. (Deutsches Reich und Preußen.) Der älteste
Sohn des Kronprinzen und somit dereinstiger Thronfolger verlobt
sich auf Schloß Babelsberg officiell mit der Prinzessin Auguste
VBictoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, der
Tochler des verslorbenen Herzogs Friedrich, des ehemaligen Präten-
denten auf den Thron von Schleswig-Holstein.
2. Juni. (Preußen.) Abg.-Haus: Die Commission für die
Vorberathung des kirchenpolitischen Gesetzentwurfs beginnt ihre Ver-
handlungen.
Schon die ersten Sihungen der Commission stellen wenig Gutes in
Aussicht. Autrzge Amendements und Unteramendements kreuzen sich Awire
durch einander. Die Liberalen erklären von vornherein, daß die Art. 2
und 9 der Vorlage für sie nur unter wesentlichen Modificationen, der § 4
(Rücklehr der abgesetzten Bischöfe) aber unter allen Umständen unannehmbar
sei. Der Cultusminister dagegen erklärt gerade diesen 8 für den „Kern der
Vorlage“. In den ersten Abstimmungen bleiben die Liberalen gegen die
Gonsesvaiten Freiconservativen und Ulkramontanen constant in der Minder-
heit. Die Ultramontanen stimmen mit; trohdem aber ist es fast sicher, daß
sie im Abgeordnetenhause selbst für Ablehnung der Regierungsvorlage und
aller Modificationen derselben stimmen werden, da eine Umarbeitung in
ihrem Sinne ganz und gar ohne Aussicht ist. Ein Zustandekommen des
Gesetzes in irgend einer Form ist eben darum von vorneherein nur möglich,
wenn Conservative, Freiconservative und Nationalliberale sich verständigen.
Ist dieß nicht der Fall, so ist die schließliche Ablehnung fast sicher.
6. Juni. (Preußen.) Die „Köln. Ztg.“ veröffentlicht die
Mittheilung eines „hochgestellten Diplomaten“ über ein Gespräch
desselben mit dem Reichskanzler. Die öffentliche Meinung ist als-
bald darüber einig, daß die Mittheilung vom Reichskanzler selbst
herrühre und nur eine neue Form sei, unter welcher derselbe seine
Ansicht über die Lage der Dinge kundgebe gegenüber dem frucht-