200 Das derulsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Juli 3.)
für den Zollanschluß Altonas agitirt. Wir stehen noch heute auf dem
Standpunct der Majorität der im März 1867 von der Gesellschaft der
Commerzirenden zur Prüfung der Zollanschlußfrage niedergesetzten Com-
mission, welche sich seiner Zeit im Einverständniß mit den idtädtischen Col-
legien für Mihaltueg der Freihafenstelsing entschied. Der Bundesrath
hat die Einverleibung Altonas und der Unterelbe in das Zollgebiet be-
schlossen. Noch heute, Angesichts vdieser Thatsachen, können wir uns der
Ueberzeugung nicht erwehren, daß bei Erörterung der Modalitäten sich die
technischen Schwierigkeiten und Kosten einer Zollgrenze zwischen Hamburg
und Altona zu Lande sowohl, wie namentlich zu Wasser so groß und so
wenig im Verhältniß zu den erreichbaren Vortheilen erweisen werden, daß
von der Ausführung dieier Maßregel in der projectirten Weise Abstand ge-
nommen und ein s Anschluß Hamburgs in Erwägung gezogen
werden wird. Auch d Einschluß der Unterelbe kann als definitive Maß-
regel nicht gedacht varden in Anbetracht der enormen Schwierigkeiten und
laufenden Kosten der Durchführung 10 in Anbetracht des Umstandes, daß
die Zollbewachung der Elbufer nach eigener Ansicht des Bundesraths nicht
erspart werden kann, sonach eine Erleichterung des Verkehrs der Ufer unter-
einander (dessen Interessen übrigens naturgemäß erst in Betracht kommen
können nach gebührender Berücksichtigung des ungleich bedeutenderen See-
verkehrs) nicht gewonnen und damit der praeclische Nuten der Maßregel
illusorisch gemacht wird.“
— (Bayern.) Der Major a. D. Frhr. v. Fechenbach-Lauden-
bach agitirt in Süddeutschland für eine Vereinigung aller gläubigen
Katholiken und Protestanten zu einer großen conservativen Partei:
„Es gelte, einen gemeinsamen Feind, das Judenthum und moderne
Heidenthum, zu bekämpfen; da wäre es wahrhaftig eine große Beschränktheit,
wenn Katholiken und Protestanten die gegenseilige Hilfe zurückweisen wollten.
Entweder werde eine Verbesserung der staatlichen und wirthschaftlichen Ver-
hältnisse auf christlicher Grundlage herbeigeführt oder man gehe heillosen
Zuständen entgegen.“
3. Juli. (Preußen.) Herrenhaus: genehmigt das neue
kirchenpolitische Gesetz fast einstimmig nach der Fassung resp. Ver-
stümmelung des Abgeordnetenhaufes, da jede Amendirung, geschweige
denn eine Wiederherstellung der Regierungsvorlage fast sicher zu
einer totalen Ablehnung des Ganzen von Seite des Abgeordneten-
hauses führen würde. Auch die Regierung ist entschlossen, das
Gesetz, so wie es ist, zu acceptiren. Der Cultusminister v. Putt-
kamer zatlärt Fesa in der Debatte:
Wen *: Borlage in ihrer ursprünglichen Gestalt von dem Ab-
rn nich gebilligt worden ist, so muß ich Das tief bedauern;
ist Dieß durch eine unnatürliche Coalition ermöglicht worden. Wenn
an von . Mehrheit des Abgeardmenhauses welche die Hauptbestimmungen
zu Falle gebracht hat, diejenige Partei abzieht, die das eminenteste Interesse
an der Vorlage hatte, aber aus anderen Gründen eine ablehnende Haltung
einnahm, so keidt das Facit, daß die überwiegende Mehrheit der evange-
lischen Bevölkerung Preußens es für an der Zeit hält, den Frieden herbei-
zuführen. Das ist ein schöner Trost für die Negierung und wird für sie
ein Fingerzeig sein, den sie nicht unbenuß#t lassen wird. Die wichtigsten