210 Dos beutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Ang. 14—19.)
herein, dem der Petition vermuthlich enkgegentretenden Kleinmuth und der
Befangenheit vieler dadurch zu begegnen, daß wir mit einer Anzahl Namen
untadelhaftester Ark, von hochangesehenen und unerschrockenen Männern aller
geachteten Lebensberufe vor das Publicum treten. Wir bitten Sie daher
aufs dringendste diese überaus wichtige Sache durch Ihre Unterschrift zu der
Ihrigen zu machen und gütigst aus - Bekanntschaft Männer von be-
sonderer Respectabilität zur Unterzeichnung heranziehen zu wollen. Eww. Hoch-
wohlgeboren werden ganz ergebenst gebeten, die Rücksendung des Schrift-
stückes möglichst schleunig an den Unterzeichneten zu bewirken, welcher gern
bereit ist, Ihnen seiner Zeit die zur eigentlichen Agitation bestimmten Exem-
plare der Petition in beliebiger Anzahl zur Verfügung zu siellen."“
14. August. (Deutsches Reich.) Der Ausbau des Kölner
Doms ist vollendet und wird dem mächtigen Bauwerke der Schluß-
stein eingefügt. Vor 632 Jahren am 14. August, also im Jahre
1248 wurde der Grundstein zu dem Baue gelegt, am 14. August
1880 thront der letzte äußere Schmuck, die mächtige Kreuzblume,
auf dem südlichen Steinriesen.
10. August. (Deutsches Reich.) Der Abg. Nickert hält im
liberalen Wahlverein zu Danzig eine Rede, die als eine Art Pro-
grammrede für den bevorstehenden Austritt des linken Flügels aus
der nationalliberalen Partei betrachtet wird.
Als Parteiprogramm ist die Rede von Bedentung. Rickert bezeich-
net den Zustand, in welchem der Neichskangler forldauernd die Stützen wechsle,
als auf die Dauer unhaltbar. Die gegenwärtigen Verhältnisse der Parteien
im Parlament bildeten eine Gefahr für unser öffentliches Leben, die in vielen
Kreisen noch nicht genügend gewürdigt werde. So nüßlich es auch dem
Reichskangler in einzelnen Fragen gewesen sein möge, die Stühen zu wechseln
und das eine Gesetz mit dem Centrum, das andere mit den Liberalen zu
Stande zu bringen, für die Daner sei ein solcher Zustand unhaltbar, er
müsse zur vollständigen Unsicherheit und zu sehr gefährlichen Schwankungen
in unserer inneren Entwickelung führen, demoralisirend und desorganisirend
auf das politische Leben und die politischen Zustände wirken. Es Her natür-
ch, daß die Parteien dem Reichskangler in der Taktik folgten und ebenfalls
die Politik der freien Hand trieben. Auf die Dauer könne auf so unbe-
rechenbare Combinationen hin eine wirksame und ersprießliche Thätigkeit sich
nirgends entfalten. Müsse denn eine liberale Mehrheit nothwendig gegen
den Reichskanzler gerichtet sein? Seine auswärtige Politik habe stets die
Anerkennung und Unterstühung der Liberalen gefunden und seine innere
Politik, soweit sie mit den Anschauungen der Liberalen harmonirt und Fort-
schritte in unserer öffentlichen Entwickelung zugelassen habe, ebenfalls. Auch
in Zukunft würden die Liberalen alle Vorlagen lediglich ihrem Inhalt nach
prüfen, und sie würden sich gewiß freuen, wenn sie den Reichskanzler unter-
stützen könnten. Das werde man doch aber von keinem Liberalen verlangen,
daß er die Politik der Conservativen treibe, nur um selbst Stütze des Reichs-
kanzlers zu sein und das Centrum dazu nicht kommen zu lassen. Es sei
ein ganz ungerechtfertigter Vorwurf, der in einem Theil der nationalliberalen
Presse den Mitgliedern des sogenannten linken Flügels gemacht werde, daß
sie starre Principienreiterei und Opposition um jeden Preis wollten. Eine
Politik freilich, wie sie jetzt von einem Mitgliede der nationalliberalen Partei
im „Hann. Cur.“ und in anderen nationalliberalen Blättern empfohlen