Die Oeflerreichisch-Ungarische Monarcie. (Dec. 11—18.) 329
fußes der Sparkassen und Schutzzölle für Getreide gegen Rußland
und Amerika verlangten — wird eine auf den 14. ds. einberufene
freie Bauernversammlung „als die Nuhe und öffentliche Ordnung
gefährdend“ von der Regierung verboten. Nun soll am 27. ds.
ein großes Bauernmeeting in Linz stattfinden.
14. December. (Oesterreich.) Abg.-Haus: Tebatte über das
von der Regierung für das erste Ouartal 1881 geforderte Steuer-
provisorium, da das Budget für 1881 noch nicht bewilligt ist. Die
Verfassungspartei demonstrirt mit der Verweigerung der Vorlage,
bleibt aber, wie zu erwarten stand, mit 146 gegen 183 Stimmen
in der Minderheit. Doch tritt sie zum ersten Mal wenigstens durch-
aus einig auf und ihre Redner, namentlich v. Plener und Neuwirth,
unterwerfen das Finanzsystem des neuen polnischen Finanzministers
Dunajewski einer geradezu vernichtenden Kritik. Das Provisorium
wird von der Mehrheit bewilligt. Ob sie sich dafür, wie behauptet
wird, vom Grafen Taaffe weitere persönliche und sachliche Con-
cessionen hat versprechen lassen, muß dahin gestellt bleiben. Die
Organe des Ministerpräsidenten läugnen es.
16. December. (Oesterreich.) Abg.-Haus: genehmigt die
von der Regierung verlangte Emmission von 14½ Mill. Papier=
rente. — Der Handelsminister legt ein neues Gewerbegesetz vor.
18. December. (Oesterreich.) Abg.-Haus: genehmigt den
Gefetzentwurf betr. den Bau der Bosnathalbahn mit einem Auf-
wand von 3,800,000 fl.
Es ist dieß die erste Vorlage, welche auf Grund des in der vorigen
Session votirten Gesetzes über die bosnische Verwaltung in beiden Legisla-
tiven, der österreichischen und der ungarischen, eingebracht worden war. Die
Verfassungspartei erörtert Gegen dieselbe mehrfache Bedenken, namenklich be-
züglich der Spurweite. Tas förderalistische Executivcomité hat jedoch, um
jede Verzögerung hintanzuhalten, die Parole ausgegeben, an dem Gesehe
dürfe keine Veränderung vorgenommen werden, weil schon pin Ausschuß des
ungarischen Reichslags dasselbe angenommen habe. Mit diesem Argument
wird die Annahme der Vorlage förmlich durchgepreßt, weil die Majorilät
den Wunsch hegt, in dieser lehzten Sitzung des Abgeordnetenhauses vor Weih-
nachten auch noch die Genehmigung der neulich im oberösterreichischen Groß-
grundbesibh vorgenommenen Wahlen durchzusehen.
Der Abg. Schönerer stellt indeß den Antrag, es möchten vor-
her noch die zahllosen Petitionen, welche in Angelegenheiten der
Erundstenerruanlirung eingelaufen sind, in Berathung gegogen werden.
ese Petitionen, meint er, verdienten den Vorrang vor der ober-
IlterreicEichen Wahlaffaire, da sie aus allen Kreisen kämen, während die
Wa nur eine Parteiangelegenheit sei. Aber er kann seinen Antrag
mit schreiender Stimme kaum verständlich machen, solch ein Lärm wird von