Full text: Europäischer Geschichtskalender. Einundzwanzigster Jahrgang. 1880. (21)

Spanien. (März 9--April 7.) 339 
Arbeit und guter Ernten genießt, so werde es das Gleichgewicht in seinem 
Staatshaushalt hergestellt haben. 
9. März. Congreß: Die Debatte über die Colonialpolitik des 
Ministeriums Canovas gelangt, nachdem sie beinahe 6 Wochen sich 
hingeschleppt hat, endlich zum Abschluß. Das. Ministerium be- 
hauptet das Feld. 4 
Als es sich darum handelte, näher anzugeben, was sie denn für die 
Colonie verlangen, haben sich Herr Sagasta und seine Freunde so wenig als 
der Conseilspräsident, geneigt gezeigt, den Creolen die verlangten wirthschaft- 
lichen Reformen und die geforderte Autonomie zu gewähren, so daß die In- 
tervention des Herrn Sagasta, weit entfernt das Cabinet zu schwächen, viel- 
mehr dazu beigetragen hat. dasselbe in seiner gegenwärtigen Politik gegen- 
über den Antillen zu bestärken. Der Marschall Martinez Campos hatte sich 
entschieden Tänschungen über die Unterslützung gemacht, welche ihm die dy- 
nastischen Liberalen in seinem Kampf für die Sclaven-Emancipation und die 
Verbesserung der Colonialverwaltung zuführen würden. 
Senat: Marschall Martinez Campos interpellirt die Regie- 
rung, um seine Politik und seinen Reformplan für Cuba zu ver- 
theidigen und das Cabinet anzugreifen, als ##essen unverfönlichen 
Gegner er sich erklärt. Canovas del Castillo tritt dem Marschall 
aufs entschiedenste entgegen, beruft sich auf die Mehrheit, die das 
Cabinet bei den Wahlen im Lande gefunden und in beiden Häufern 
besitze, und sagt, daß er die Gewalt nicht niederlegen werde vor 
einer Demonstration, gehe sie nun von den Minderheiten, der Straße 
oder anderswoher aus. Seine Rede findet den vollsten Beifall des 
Senats. 
18. März. Der Colonialminister Elduayen, der sich in den 
Debatten über die Colonialpolitik der Regierung Blößen gegeben, 
wird zum Minister des Auswärtigen ernannt, und für die Colonien 
durch Sanchez-Burtillo, der Finanzminister Marquis de Orvio 
wegen Krankheit durch den Unterstaatssecretär Cos Gayon ersetzt. 
7. April. Die democratische Partei veröffentlicht ein von 
279 gew. Senatoren und Deputirten und von 21 Journalisten unter- 
zeichnetes Manifest, worin sie Religionsfreiheit, Preßfreiheit, Ver- 
einsrecht, Versammlungsrecht, Freiheit des Unterrichts, allgemeines 
Stimmrecht, Decentralisation der Verwaltung, allgemeine Militär- 
dienstpflicht, Sparsamkeit in allen Zweigen der Staatsverwaltung, 
finanzielle Controle, Gleichstellung Cuba's mit dem Mutterlande 
und Unabsetzbarkeit der Richter fordert. 
Das Manifest bezeichnet sich als democratisches, weil die Gesetze es 
nicht gestatten, daß es republicanisches genannt werde. In demselben legen 
die Unterzeichner, deren größter Theil in den Tagen der savoyischen Monar- 
chie zu den vorgeschrittensten Parteien gehörte, ferner eine große Angohl von
	        
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