4. Frankreich.
1. Januar. Der Wechsel des Minisleriums wird auf die
unter Waddington bestandenen guten Beziehungen zwischen Frank-
reich und Deutschland keinerlei störenden Einfluß üben.
Beim Neujahrsempfang der Botschafter durch den neuen Minister=
präsidenten de Freycinet ergreift Fürst Hohenlohe herglich und warm seine
Hände und sagt laut geung, daß er von allen Umstehenden gehört werden
kann, er habe soeben vom Fürsten Bismarck telegraphisch den Auftrag er-
halten, ihm seine persönlichen Glückwünsche auszudrücken und ihm zu eröff-
nen, daß er, obgleich er den Abgang des Herrn v. St. Vallier bedauere,
der in sehr guten Beziehungen zu e#l deutschen Regierung stand, doch ganz
von dem Wunsche beseelt sei, das freundschaftliche und friedliche Verhältniß,
welches zwischen den beiden Ländern bestehe, aufrecht zu erhalten. Herr de
Freycinet dankt seinerseits innig für die Worte, welche er im Auftrage und
im eigenen Namen an ihn gerichtet, und bittet den Fürsten Hohenlohe, dem
Fürsten Bismarck anzuzeigen, daß er von dem lebhaften und aufrichtigen
Wunsche erfüllt sei, die freundschaftlichen und friedlichen Beziehungen zwischen
seträih und Deutschland aufrecht zu erhalten, und wünscht sich Glück
ierbei zum Vermiktler den Fürsten Hohenlohe zu haben und das freund-
waastlich Verhältnä, welches zwischen ihnen und ihren Familien schon seit
längerer Zeit walte, noch enger zu schließen. Die deutsche Presse ist mit
dem Vorgang sehr einverstanden, indem sie meint: „Die Welt und Nachwelt,
die republicanische zumal, wird nicht sagen können, daß von deutscher Seite
elwas versäumt worden wäre, um mit dem Nachbar hinter den Vogesen in
Frieden und Freundschaft zu leben, selbst unter der Leitung der Männer
von Tours. 8 ist Deutschlands aufrichliger Ernst mit dem Frieden; der
Regierungswedhsel in Frankreich, wie er sich auch gestalten mag, ist Sache
der Franzosen und geht uns practisch nur an, wenn er unsere Kreise stört. «
1. Januar. Die bonapartistische Partei scheint wenigstens
in ihrer großen Mehrheit den Prinzen Napoleon als neuen Chef
der kaiserlichen Familie und als Prätendenten anzuerkennen.
Eine große Anzahl der bonapartistischen Senatoren und Deputirten,
fast alle übrigen hervorragenden Persönlichkeiten der Partei, sowie auch viele
Mitglieder der Geistlichkeit und katholische Notabilitäten kommen, um dem
neuen Oberhaupte der Familie Bonaparte zu Neujahr ihre Huldigungen
darzubringen. Der Prinz, obgleich unwohl, zeigt sich Allen gegenüber
äußerst liebenswürdig. Rouher, zu dem sonst am Neujahrstage die Getreuen