9. Dänemark.
19. Januar. Folkething: Die Regierung legt demselben einen
Gesetzentwurf bezüglich Ankauf der seeländischen Eisenbahnen für
den Staat vor. Der Preis soll auf 49,212,000 Kronen gesetzt
werden.
25. Januar. Folkething: hat die Verathung des Budgets
für 1880 erledigt.
Die beiden Fractionen der Mehrheit (der Linken), Radicale und Ge-
mäßigte, haben sich dabei vielfach ziemlich eifrig bekämpft, schließlich aber
gegen die Regierung doch immer zusammen gestimmt. Dadurch wurden na-
mentlich die Budgets der Armee und der Flotte arg beschnitten. Dem Kriegs-
minister strich man die geforderke Summe zur Anlegung eines unterseeischen
Steindammes, um das Fahrwasser südlich von Kopenhagen so einzuschränken,
daß es im Kriege nach Entfernung der Seezeichen von feindlichen Schiffen
nicht zu passiren sein würde — und man strich diese Summe, obgleich der
Minister erklärte, daß diese Anlage zur Vertheidigung Kopenhagens unnm-
gänglich nothwendig sei. Man verweigerte ihm ferner die Mittel zur in-
neren Einrichtung der See-Forts, zur Auschaffung von Apparaten zur Er-
zeugung des elecirischen Lichts, sowie zur Anschaffung von Positionsgeschützen,
nebst einer Menge von minder wichtigen Gegenständen. Dem Marineminister
erging es nicht besser; man slrich ihm eins von den zur Theilnahme an den
Uebungen des Panzergeschwaders bestimmten Fahrzengen, ferner die begehrten
Unterkunftsräume für Torpedos und schwere Geschütze, sowie eilen bedenten-
den Theil der zur Anschaffung von Torpedos und von Munition geforderten
Summen. Das Ministerium ließ es sich gefallen und traute sich offenbar
nicht, die Sachen wiederum auf die Spitze zu treiben, wie im Jahr 1877.
Es geht aber daraus hervor, daß die Aussichten zur Nealisirung der Pläue
der Regierung zur Kräftigung des Vertheidigungswesens des Landes äußerst
schwach sind. Augenblicklich liegt freilich dem Reichstag nur der Enlwurf
zu einer Neuordnung des Heerwesens und des Flotlenpersonals vor, allein
es sind darin zugleich die ersten Bedingungen zur Verwirklichung jener
Pläne enthalten. Dafür darf die Finanzlage des kleineren Staats fast eine
glänzende genannt werden. Das vom Folkething genehmigte Brdget selt
die Einnahmen zu 47½¼ Millionen und die Ausgaben zu etwa 413/ Mill.
Kronen nest Dieß wäre also ein reiner Ueberschuß von 5 ½ Mill. Kronen.
Die ausländische Staatsschuld ist fast ganz abgetragen, und die inländische,
deren Verzinsung 6⅛½ Millionen Kronen beansprucht, ist ein so ungemein
Schullhess, Curop. Geschichtskalender. XXI. Wd. 29