Das deuische Reich und seine einzelurn Glieder. (Febr. 21—24.) 73
der Bürgerschaft unterliegt die Partei des Anschlusses an den Zoll-
verein vollständig.
In den officiellen Wahlprogrammen sowohl der Linken als des Cen-
trums der bisherigen Bürgerschafksvertreter war die Anschlußfrage völlig
unerwähnt gelassen; auch während der Wahlbewegung ist es feitens der auf-
getretenen Candidaken vermieden worden, principiell Stellung. zu derselben
zu nehmen. Gleichwohl hat schliehlich gerade diese Frage, den Ausschlag
gegeben. Es darf als sicher gelten, daß die Wahlen die Dinge im Großen
und Ganzen so alen haben, wie sie bisher lagen. Abzuwarten bleibt,
welche Nachwirkung die bei der Wahlbewegung gleichwohl lebhaft in Fluß
gekommene Agitation zu Gunsten des Zollanschlusses haben wird.
21. Februar.. (Bayern.) I. Kammer: genehmigt die Er-
höhung der Branntweinsteuer und das Finanzgesetz nach den Be-
schlüssen der II. Kammer, worauf der Landtag bis auf weiteres
vertagt wird.
21. Februar. (Baden.) II. Kammer: da der Gesammtver-
lust des Eisenbahnbetriebsbudgets für 1876—79 beinahe 6 Mill.=
Deficit ausweist, so beschließt die Kammer, die Regierung möge in
Erwägung ziehen, ob nicht die Grundtaxen für den Personentrans-
port in mäßiger Weise erhöht werden könnten.
22. Febrnar. (Deutsches Reich.) Der Kaiser beglück-
wünscht den Kaiser von Rußland in einem vom Reichkanzler contra-
signirten Schreiben zu seinem 25jährigen Regierungsjubiläum. Es
heißt darin:
Dieselbe bietet Mir den erwünschten Anlaß, Meiner „Freude
darüber Ausdruck zu geben, daß die Freundschaft, welche unfere in Gott
ruhenden Bäter verband, sich auch in unseren gegenseitigen Beziehungen be-
währt hat. In dem Rüctblic auf die Zeit, in welcher sich diese Freund-
schakt bewährte, finde Ich die Zuerse daß sie bis an Mein Lebensende
ungetrübt bestehen wird.“
23. Februar. (Deutsches Reich.) Reichstag: beschließt die
Sistirung des Strafverfahrens gegen die socialdemocratischen Ab-
geordneten Fritzsche und Hasselmann, welche trotz der Ausweisung
aus Berlin zur Reichstagssession erschienen sind. Die Conservativen
stimmen gegen den Antrag.
24. Februar. (Preußen.) Die Verhandlungen zwischen
Preußen und Rom sind ganz zum Stillstand gekommen, ohne di-
rectes Ergebniß, aber nicht ohne einen gewissen Abschluß.
Nachdem sich nämlich heransgestellt, daß directe Vereinbarung un-
erreichbar, Wwaben in Wien uoch fortgesetzte Besprechungen zwischen dem
päpstlichen Nuntius und dem deutschen Botschafter staltgefunden. Nachdem
diese die Ansichten beider Theile klargelegt, wurde der diplomalische Weg
der Verhandlung vorläufig ganz verlassen und Preußen gedenkt jetzt auf
Grund der gewonnenen Kenniniß die Ordnung seiner kirchlichen Angelegen-