396 Pie Oefterreichisch-Augarische Monarchit. (Dec. 31.)
Die öffentliche Meinung Deutschlands ist durch die Magyarisirungs=
lendengen Ungarns gegenüber den Deutschen nachgerade in eine sehr lebhafte
Bewegung gerathen. Die Schrift Heinze's ist ein Symptom und ein Aus-
fluß dieser Bewegung. Alles was seit dem Ausgleich vom Jahre 1867 ge-
schehen ist, um das Land jenseits der Leitha zu magyarisiren, namentlich um
die Deutschen ibter Sprache, ihres Rechts, ihrer nationalen Eigenart zu be-
rauben, wird hier auf Grund eingehendster Sachkenntniß zusammengeslellt,
eine lange Ketle von Gewaltthalen und terroristischer Unterdrückung, kaum
verhüllt durch den Schein von Rechtsformen. Zum Schluß sagt der Ver-
fasser: „Was uns Deutsche betrifft, so ist nichts gewisser, als daß bis vor
Kehen das deutsche Volk geneigt war, nicht allein dem Staat Ungarn,
sondern auch dem Volk der Magyaren eachtung“woll und freundschaftliche
Gesinnungen entgegenzubringen, so gut wir wissen, daß wenigstens die let-
teren nur sehr abgeschwächt erwidert werden. Ebenso gewiß ist aber, daß
das Weiterschreiten der in und über Ungarn herrschenden Race auf dem jetzt
eingeschlagenen Weg zu einem Umschlag führen muß, viel allgemeiner und
viel gründlicher noch, als derfelbe bereits durch einzelne unerhörte Vorgäuge
der letzten Jahre bewirkt ist. Daß man in Ungarn, nicht gewitzigt durch die
Erfahrungen der Vergangenheit, den erbittertsten Racenkampf entzündet, daß
man der Cultur, dem Verkehr, dem Handel des Westens die allen naturgemäßen,
unentbehrlichen Wege nach den Douauniederungen, der illyrischen Halbinsel,
dem Schwarzen Meer und dem Mittelmerr verlegen will, geht aus mehr als
einem Grunde uns zu nahe an, um nicht uns herauszufordern zu kräftigen
Schutzmaßregeln. Die Zeit wird kommen, in der das Königreich Ungarn den
guten Willen des deutschen Reichs recht dringend nöthig haben wird. Durch
die tiefe Bewegung und die sittliche Empörung des deutschen Volks könnte
das deutsche Reich alsdann leicht genöthigt sein, Bürgschaflen zu verlangen
für die Rechtssicherheit unserer ungarischen Stammes= und Glaubensgenossen,
Bürgschaften, welche den jetzigen Herren des Landes sehr unerwünscht kommen
dürsten. Vergesse man in Budapest nicht, daß die steigende Flut des natio-
nalen Gedankens an Deutschland nicht wirkungslos vorbeirauscht, daß kein
Deutscher gleichgiltig bleiben kann gegen die Wehrufe unserer Volksgenossen
in Ungarn und Siebenbürgen und daß es in unserem großen Volke schon
ungezählte Männer gibt, denen bei dem Gedanken an die Magyaren-
wirthschaft das Blut in das Gesicht riie