Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

182 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Okt. 9—13.) 
erläßt keinen eigentlichen Wahlaufruf, fordert dagegen in einer Art 
von solchem ihre Freunde dringend zu Beiträgen für den Zentral- 
fonds der Partei (E. Richter) auf. Die hannoverschen Welfen be- 
schließen, sich an den Wahlen zum Abg.-Hause gar nicht zu betei- 
ligen, zumal sie vor drei Jahren unter 36 hannoverschen Landtags- 
mandaten nur 2 besetzen konnten. Die Dänen in Nordschleswig 
wollen wählen und streiten sich nur darüber, ob ihre Vertreter den 
Eid auf die preußische Verfassung leisten sollen oder nicht. 
9. Oktober. (Württemberg) ist in dem ausgebrochenen 
Streit über die Postwertzeichen geneigt, einige aber doch nur sehr 
geringfügige Konzessionen zu machen. Unter dem Vorsitze des Mi- 
nisters v. Mittnacht faßt der Beirat der württembergischen Verkehrs- 
anstalten einstimmig folgenden Beschluß: 
Die Erhaltung der reichsverfassungsmäßig bestehenden finanziellen und 
administrativen Selbständigkeit der württembergischen Postverwaltung liegt 
im Interesse des Landes, deshalb kann Württemberg nur solchen Maßnahmen 
auf Abhilie gegen Mißstände, die aus der Verschiedenheit der Postwertzeichen 
hervorgehen, zustimmen, welche die Selbständigkeit der württembergischen 
Postverwaltung unberührt lassen. Der Beirat empfiehlt, daß Postkarten, 
mit Wertzeichen anderer deutscher Postverwaltungen versehen, unter geeigneten 
Maßnahmen in Zukunft befördert werden. Der Antrag eines Mitglieds, 
die Umtauschung anderer Wertzeichen gegen württembergische bei den Post- 
anstalten zu empfehlen, wird mit 9 gegen 7 Stimmen abgelehnt. 
13. Oktober. (Deutsches Reich.) Graf Hatzfeld wird end- 
lich doch vom Kaiser definitiv zum Staatssekretär im auswärtigen 
Amt ernannt. 
13. Oktober. (Deutsches Reich.) Bimetallisten-Kongreß in 
Köln. Es nehmen an demselben auch einige Engländer, die der 
dortigen kleinen Bimetallistenpartei angehören, teil. 
Derselbe beschließt, beim Reichstag einen Gesetzentwurf oder vielmehr 
eine Vollmacht für den Bundesrat einzubringen, betr. die Ausprägung von 
vollwichtigen Zweimarkstücken etc., wofern auch England vollwichtige Silber- 
münzen auspräge und die Bank von England einen Teil ihrer Reserve in 
Silber verwandle. Da indes alle Welt überzeugt ist, daß England dies 
niemals tun wird, so wird der Beschluß und die ganze bimetallistische Agi- 
tation allgemein für gänzlich aussichtslos angesehen; zumal auch die kauf- 
männischen Kreise fast ausnahmslos dafür sind, an der Goldwährung fest- 
zuhalten und ebenso allem Anschein nach auch die Reichsregierung, obgleich 
sie sich durch die fortgesetzte Sistierung des Verkaufs ihrer Silberbestände 
(Silberthaler)  allerdings für alle Fälle vorerst noch eine Hintertüre offen hält. 
13. Oktober. (Württemberg.) Bei einer Reichstagswahl 
in Ulm siegt nach einem überaus lebhaften Wahlkampfe der Kan- 
didat der Volkspartei mit Hilfe der Ultramontanen. Da diese beiden 
Parteien auch bei den noch in diesem Jahre (20. Dez.) bevorstehen-
	        
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