Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

248 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Dez. 27—28.) 
namens der Kommission über die neue Subhastationsordnung erstattet hat, 
erörtert zunächst, ob ein Grund vorliege, schon wieder eine neue Kodifikation 
des Subhastationsrechtes vorzunehmen. Stetigkeit der Gesetzgebung sei ins- 
besondere für die Verhältnisse des Grundeigentums ein hohes Gut. Die 
Zwangsvollstreckung in die Immobilien berühre gleichzeitig die Interessen 
des Kapitals und des Grundbesitzes. Und dazu sagt der Bericht wörtlich: 
„Ein Gegensatz der legitimen Interessen des Kapitals und derjenigen des 
Grundbesitzes, wie er in neuerer Zeit häufig behauptet wird, kann in keiner 
Weise anerkannt werden. Der Grundbesitz hat durch die Hilfe des Kapitals 
die Ertragskraft und den Wert erhalten, dessen er sich zur Zeit erfreut. 
Die Hypotheken sind zum großen Teil rückständige Kauf- und Erbgelder, 
nur durch Kreditierung des Kaufgeldes wurde es möglich, angemessene Preise 
zu erzielen. Zum nicht geringen Teile dient ferner das Kapital zu Melio- 
rationen des Besitzes. So wirkt es fortdauernd preis- und ertragsteigernd. 
Es müßte zum Verderben des Grundbesitzes gereichen, wenn die Kreditierung 
in unbilliger Weise erschwert würde." 
27. Dezember. (Deutsches Reich.) Bundesrat: genehmigt 
den Landeshaushalt für Elsaß-Lothringen unverändert in der ihm 
vorgelegten Gestalt und heißt die Verteilung der Matrikularbeiträge 
für das Rechnungsjahr 1883/84 mit 100 Millionen nach der auf- 
gestellten mühevollen Berechnung gut. Auf Preußen fallen davon 
50,8 Mill. Mark. 
27. Dezember. (Deutsches Reich.) In Berlin, München. 
Stuttgart etc., sprechen sich zahlreich besuchte Arbeiterversammlungen 
aufs nachdrücklichste gegen die von der klerikal-konservativen Mehr- 
heit der Gewerbekommission des Reichstags beschlossene Wiederein- 
führung der obligatorischen Arbeitsbücher auch für erwachsene Ar- 
beiter ohne Ausnahme aus. Auch unter den Arbeitgebern sind die 
Ansichten über die Maßregel sehr geteilt. 
27. Dezember. (Elsaß-Lothringen.) Der jetzt veröffent- 
lichte Etat der Straßburger Tabakmanufaktur pro 1883—84 schließt 
mit einem Minus von 3.072.000 Mark gegen das Vorjahr 1882—83 
ab. Der Erlös aus Tabakfabrikaten weist im Etatsjahr 1883—84 
3.078.000 Mark weniger auf als im Etatsjahr 1882—83. Die Be- 
triebskosten sollen nach der Etataufstellung eingeschränkt werden. 
Es sind nämlich 2.854.200 Mark an Ausgaben weniger pro 1883—84 
eingestellt worden, als pro 1882—83, und in dieser Summe sind 
zwei Drittel für Löhne und Betriebskosten enthalten. 
218. Dezember. (Deutsches Reich.) Neue, mehrere Tage an- 
haltende Regengüsse verursachen in weiten Gebieten am Rhein und 
seinen Nebenflüssen eine wahrhaft furchtbare Wassersnot, viel größer 
noch als es schon im November der Fall war. Viele Hunderte von 
Häusern werden von den Fluten teils weggerissen, teils zerstört,
	        
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