262 Die Gfterreichisch-Angarische Monarchie. (Febr. 13—15.)
der Universität in Prag keine Czechen und keine Deutschen, man kannte nur
Studirende. In dem Momente, wo durch den Zwist der Nationalitäten das
Einvernehmen zwischen Studenten und Professoren gestört wird, ist der
Tod der Prager Universität besiegelt. Den deutschen Professoren in Prag
war es nur um Gerechligkeit zu thun, niemals haben sie einen Unterschied
zwischen Deutschen und Czechen gemacht, wofür noch die letzten Vorschläge
Zeugnis geben. Mit t diesem Bewußtsein können wir Deutschen von dannen
ziehen, können wir unsere alademische Laufbahn in Prag schließen. Nur
schver kann l mich entschließen, es auszusprechen, aber es muß gesagt sein.
Merk, das jetzt begonnen wird, ist das Werk der fortschreitenden Auf-
8 aa ich mich noch vor wenigen Monaten nicht mit dem Ge-
danken befreunden konnte, aus einer gesegneten Wirksamteit hinausgewiesen
zu werden, stehen jetzt die Dinge so, daß ich gern gehe. Mögen diesenigen,
die nach mir kommen, Besseres leisten, mit größerer Opferwilligkeit eintreten
für ihren Beruf, ich kann gehen mit der überzeugung, die mir meine Kollegen
ausgesprochen haben: nie von der Linie des Rechten mich im mindesten ent-
fernt zu haben. Möge Gott in unserem geliebten Ssterreich es abwenden,
daß je zur Wahrheit werden die Worte der goldenen Bulle: Omne rognum
in sc dirisum dilabitur.“
13—16. Februar. (SÖsterreich.) Reichsrat: Beginn der Be-
ratung des Budgets für 1882, viertägige Generaldebatte darüber.
Die Regierung ist, nachdem sie die Czechen durch die czechische Uni-
versität Prag und die Klerikalen durch ihre Vorlage betr. des Volks-
schulgesetzes zufrieden gestellt hat, der Rechten und damit der Majo-
rität sicher. Dennoch ist die Debatte nicht bloß eine lebhafte, son-
dern geradezu eine heftige. Die deutsche und liberale Minderheit
erklärt, daß sie der Regierung die Bewilligung des Budgets ge-
schlossen verweigere. Der Kampf dreht sich nicht um das Budget
und um Ziffernansäße, es ist auch nicht eigentlich ein Kampf der
Opposition wider die Regierung, sondern ein Kampf des deutschen
Elements gegen das Slaventum.
15. Februar. (Österreich-Ungarn.) Die Regierungen bei-
der Neichshälften legen den beiden Parlamenten in Wien und Pest
einen nach längeren Verhandlungen zwischen ihnen vereinbarten
neuen autonomen Zolltarif vor, der zugleich überaus hohe Finanz-
zölle, agrarische Zölle auf Getreide und Vieh und Industrie-Schutz-
zölle einführt. Derselbe soll mit dem 1. Juni l. J. in Kraft treten,
ist aber von einem Sperrgesetz-Entwurf begleitet, nach welchem die
wichtigsten Finanzfölle schon vom 1. März an erhoben werden sollen.
Die der Vorlage beigegebenen Motive lassen darüber keinen Zweifel,
daß diese Erhöhung des österr.-ungarischen Zolltarifs eine direkte
Folge der neuen deutschen Wirtschaftspolitik ist.
Die einzelnen Positionen des neuen Zolltarifs zeigen, daß ein ähn-
licher Interessenkampf und -Vertrag das Werk schuf, wie im Deutschen Reich.
Der Staat braucht Geld, daher vor allen Dingen einc ausgiebige Erhöhung