Die öslerteichisch-Augarische Uonarchie. (April 21 28.) 283
zunächst ein Runtienwechsel und eventuell eine gemeinsame Abstim-
mung erfolgen.
24. April. (Ungarn.) Der Unterrichtsminister Trefort em-
pfängt in Pest die zur Konferenz einberufenen siebenbürgischen Schul-
inspektoren und spricht denselben gegenüber die Absicht aus: in
Siebenbürgen durch Errichtung staatlicher Volksschulen in größerer
Anzahl die ungarische Sprache intensiv zu verbreiten, ohne jedoch
den angestrebten Zweck zwangsweise erreichen oder die Nationaliläten
gleichsam provozieren zu wollen; sein Zweck sei lediglich die Ver-
breitung der Staatssprache und in diesem Pmikte sei das Inleresse
des Staates identisch mit dem der Nalionalitäten.
25. April. (Ssterreich-Ungarn.) Delegationen: Da der
Nuntienwechsel ohne Erfolg geblieben ist, so wird in gemeinsamer
Abstimmung mit 59 gegen 45 Stimmen nur der kleinere Kredit,
nach dem Beschlusse der ungarischen Delegation, bewilligt.
27. April. (ÖSsterreich-Ungarn.) Der gemeinsame Mini-
sier v. Szlavy, dem bisher die beiden okkupierten Provingen Bosnien
und die Hergegowina speziell unterstanden, gibt seine Entlassung ein.
Von der bisherigen Verwaltung der beiden Provinzen ist allerdings
die öffentliche Meinung in beiden Reichshälften sehr wenig befriedigt.
Zu seiner Entschuldigung wird gesagt, daß er gegen die Wiener
„Militärpartei“ d. h. gegen die Klique der klerikal-flavischen Ge-
nerale, denen eine neue „Militärgrenze“ vorschwebe, nicht habe auf-
kommen können.
28—29. April. (Ssterreich.) Neichsrat: Generaldebatte über
den neuen Zolltarif. Die Regierung rechnet mit Bestimmtheit auf
die Annahme ihrer Vorlage. Die gesamte Rechte ist mit Ausnahme
einiger Dalmatiner und Tiroler, welche den Agrarzöllen im spegiellen
Interesse ihrer Provinzen opponieren, für den Tarif, die Linke aber
nur einmütig gegen die Finanz= und Agrargzölle, dagegen beg. der
Industriezölle sehr gespalten. Von der Linlen wird auch auf die
den Ungarn aus dem nenen Tarife erwachsenden unverhältnismäßi-
gen Vorteile hingewiesen. Das weiß indeß auch die Negierung und
die Rechte. Der Zolltarif basiert eben auf einem Kompromiß mit
Ungarn, das einfach erklärte „ohne Getreide= und Mehlzölle keine
Industriezölle“.
28. April. (Bosnien und Herzegowina.) Eine kais. Ent-
schließung genehmigt ein „provisorisches Organisationsstatut für die
bosnisch-herzegowinischen Truppen.“