298 Die österrrichisch:.Angarische Monarchit. (Juli 5.)
zien Föderalisten. Aber in demselben Augenblicke, in welchem die Zahlungs-
pflicht begann, wandten sie sich an das Staatsganze. und im Hinweise auf
die Unfähigkeit des Landes Galizien, selbst jür seine Grundentlastungsschuld
aufzukommen. sehten sie es durch, daß der Gesamtstaat sich zu einem jähr-
lichen. Zuschusse für Galizien enkschloß. Durch kais. Entschließung vom
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13. Oktober 1857 wurde dem Land ein folcher jährlicher Beitrag bewilligt,
und Ho bezahlte jedes einzelne Kronland nicht allein seine eigene Grundent-
lastungsschuld, sondern war noch mit einer Beisteuer für Galizien belastet.
Aber dieser Beilrag war bisher vom Slaate nur als ein jährlicher unver-
zinslicher Vorschuß geleistet worden. Derselbe hat freilich bereits die Höhe
von über 72 Millionen Gulden erreicht; indeß der Ansicht, daß die Zuschüsse
des Staates nur ein Vorschuß seien, waren bisher alle Regierungen. Jetzt
sollen sie dagegen den Polen im wesentlichen einfach geschenkt werden.
5. Inli. (Steiermark.) Die Abhaltung einer auf diesen
Tag anberaumten und angemeldeten Versammlung des deutschen
Vereins in Graz, um gegen die Angriffe der flovenischen Partei des
steiermärkischen Landtags wider den deutschen Schulverein zu pro-
testieren, wird poligeilich verboten. Der Vorstand des Vereins re-
kurriert gegen das Verbot an das Reichsgericht und dieses erklärt
dasselbe denn auch für ungesetzlich und sowohl dem Gesetz über das
freie Versammlungsrecht von 1867 als dem durch das Staatsgrund-
gesetz gewährleisteten Rechte der freien Meinungsäußerung wider-
sprechend.
5. Juli. (Ungarn.) In Papae im Veszprimer Komitate
finden in Folge der Tisza-Eszlarer Affaire während vier Nächten
nach einander Exzesse gegen die dortigen Inden statt. Die Polizei
und die Honveds sind nicht im Stande, die Ordnung wieder her-
zustellen und es muß Militär von Naab dahin gesendet werden.
Der Minister des Innern richtet einen Erlaß an die Gerichtsbehör-
den, antisemitische Plakate sofort zu saisieren und die Beteiligten
mit aller Strenge des Gefetzes zu bestrafen.
5. Juli. (Kroatien.) Im Auschluß an die vorjährige päpst-
liche Enzyklika zu Ehren der Slavenapostel Cyrill und Methodius
war auf diesen Tag in Agram und in Diakovar, dem Sitze des
für die Wiederannäherung der flavischen Orthodoxen an den römi-
schen Stuhl eifrig thätigen Bischofs Stroßmayr, eine große Feier
dieser Heiligen angesagt worden. Namentlich sollte die Messe bei
dieser Gelegenheit zum ersten Mal nicht in lateinischer, sondern in
altflavischer Sprache gelesen werden. Der Papst verbietet dies aber
ausdrücklich durch seinen Staatssekretär Jakobini und den päpstlichen
Nuntins in Wien.
schof Stroßmayr hatte vorher einen Brief erlassen, in dem er die
Derschncucho der katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche unter den