Die fterreichisch-Ungarische Monarchie. (Juli 9—16.) 209
Südflaven im Wege der Herstellung der altflovischen Liturgie als sein
„Lebensziel“ bezeichnete. „Ich werde“ — sagte Stroßmayr in seinem Hirten,
briefe — „dieses Ziel kaum mehr erreichen können, jedoch ich verspreche es
der „Nakion“, daß ich sofort nach meinem Ableben im Verein mit dem
heiligen Petrus und Paulus ehrlich vor den Thron Gottes treten werde, um
dem Allerhöchsten die Erfüllung dieses Lieblingswunsches abzubitten.“ Auch
ist es kein Geheimnis, daß Stroßmayr sich längere Zeit in Rom auihielt
und dort alle Hebel in Bewegung sehte, damit er sein Slreben schon zur
Zeit seines Lebeus veroirklicht sehe. Allein die ungarische Negierung scheint
dem Bischof einen Strich durch die Rechnung ghemacht zu haben. Die Be-
strebungen Stroßmayrs hakte nämlich unter den griechisch-orthodoxen Serben
eine solche Aufregung hervorgerufen, daß die Regierung sich veranlaßt fühlte,
das Verbot der „Abhaltung der altflavischen Meissen bei der römischen Kurie
zu awirben. Die kroatischen Bläller hatten für die Abhallung der alt-
slavischen Messe eine so auffallende Propaganda gemacht, daß die Serben
dadurch kopfschen gemacht wurden und den Bestrebungen Stroßmayrs gegen-
über eine gradezu drohende Haltung angenommen hatten.
9. Juli. (Ungarn.) Eine Zirkular-Verfügung des Ministers
des Jnnern fordert die Munizipien auf, die Verbreitung antisemiti-
scher Druckschriften polizeilich zu hindern, zu konfiszieren und behufs
gerichtlicher Verfolgung einzuliefern.
11. Juli. (Steiermark.) Auch die Abhaltung eines auf
den 16. Mai nach Cilli einberufenen deutschen Parteitags für Unter-
steiermark, um gegen die slovenischen Agitationen zu protestieren,
wird vom Statthalteramte, „weil die Vevölkerung aufgeregt und
Anlaß zu Unordnungen gegeben werden könne,“ untersagt. In-
zwischen hatten sich zu demselben bereits 2784 Teiluehmer gemeldet.
übrigens werden von der Regierung nachgerade auch flovenische
Tabors verboten.
12. Juli. (Böhmen.) Gegen den kais. Erlaß v. 25. Juni,
der auch von den czechischen Studenten bei den juristischen Staats-
prüfungen die Kenntnis der deutschen Sprache verlangt, hat sich
namentlich von Seite der jungcjechischen Partei eine sehr intensive
und leidenschaftliche Agitation entwickelt und in zahlreichen Reso-
lutionen wird geradezu die Rücknahme des Erlasses gefordert. In-
zwischen erklären selbst die juristischen Professoren der neuen chechi-
schen Universität denselben für durchaus „Jweckentsprechend“.
12. Juli. (Triest.) Die einstimmige Wahl des Abg. Bazzoni
zum Bürgermeister der Stadt wird vom Kaiser bestätigt. Derselbe
gehört zwar der italienischen Progresso-Partei an, ist aber ein Mann
von gemäßigter Denkungsart. Die Lage bleibt jedoch eine bedenk-
liche: die Gegensätze stehen sich forkwährend schroff und drohend
gegenüber.
16. Juli. (Hsterreich.) Die neue „deutsche Volkspartei“