Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

Die Oherreichisch-Angarische Monarchie. (Auf. Aug.) 305 
nationalen Humbug in allen Ländern Österreichs den fatalsten Vorschub zu 
leisten. Das bloße System Taasse genüge durchaus, die verrücktesten natio- 
nalen Velleiläten an die Oberfläche zu treiben. Zwar sei es schwer, den 
leitenden Gedanken der Taasse'schen Politik zu jassen; es scheine aber, daß die 
innere Politit Ssterreichs unter den Einfluß der auswärtigen Konstellation gestellt. 
werde. Je weniger gesichert die Beziehungen der Monarchie zu Nußland 
und JIlalien erscheinen, als desto dringender werde es erkannt, die mit den 
VBölkern dieser Reiche kommunizirenden Nationalitäten im Innern Fsterreichs 
zu „versöhnen"“. Nun meint der „Lloyd“, daß eine unglücklichere innere 
Politik als diese überhaupt nicht denkbar sei. Welche auch nur temporären 
Erfolge habe eine solche Politik gehabt, welche von den an „aus wärtigen 
Verbindungen" laborirenden Nationalitäten sterreichs seien wohl in solchem 
Maße versoͤhnt, daß sie sicheren Verlaß bieten für die Tage der Prüsung? 
Etwa die Czechen oder die Italiener? Das Attenktat habe die Antwort darauf 
egeben. Der „Lloyd“ schließt seine Betrachtungen dahin: „Nichis und 
Niemand wird daher im an sein, das gegenwärtige österreichische Régime 
von der Verantwortung für jene nationale Verwilderung zu befreien, die 
allenthalben um sich gegriffen. Was ist denn noch heil, was bietet noch 
Garantien in Ssterreich! Der Kampf Aller gegen Alle ist entfesselt und 
neben der nativnalen Anarchie Vobt noch die Anarchie in der Verwalkung 
einzureißen. Es wird heute in Osterreich nicht mehr regiert, sondern experi- 
mentirt, kein Prinzip, sondern der Einfall entscheidet, und kein bestimmter 
Gedanke, sondern das Ungefähr hat die Herrschaft. Wie lange kann dieses 
Wirrsal dauern, ohne Alles in seine Kreise zu ziehen, woran noch die letzten 
Bürgschaften der Existenz. Österreichs haften?“ Auch Deutschland läßt seine 
Stimme hören, indem seine Presse sich direkt an die italienische Regierung 
wendet und sie auffordert dem Unfug der Irredenta und dem Liebäugeln 
mit derselben oder doch dem bisherigen Gewährenlassen energisch ein Ende 
zu machen. Die italienischen Aspirationen seien nach dieser Seite hin ge- 
radezu thöricht, indem Italien beim ersten ernsthaften Versuch in 
Triest „nicht nur auf die Spitze des österreichischen, sondern auch des 
deutschen Schwertes treffen würde“. 
Anfang August. (Dalmatien.) Während in Triest die ita- 
lienischen Elemente fortwährend zunehmen und mehr und mehr do- 
minieren, ist in Dalmatien ein Umschwung in entgegengesetztem Sinne 
eingetreten. Die italienischen Elemente der Seestädte haben die Herr- 
schaft an die kroatisch-serbischen definitiv verloren. Dagegen tritt 
in Dalmatien der Gegensatz zwischen den kath. Kroaten und den 
griechisch-unierten Serben als ein für die Zukunft in diesen Gegen- 
den sehr bedeutfamer hervor. Der Umschwung in Dalmatien hängt 
mit der orientalischen Krisis, mit der Besetzung Bosniens und der 
Herzegowina und mit dem slavenfreundlichen System Taaffe's in 
Österreich eng zusammen. 
Den entscheidenden Moment des Umschwungs in Dalmatien 
bezeichnen die Municipalwahlen in Spalato, bei welchen Bajamonti, das 
Haupt der italienischen Partei gestürzt wird und die kroatisch-serbische Par- 
tei einen vollständigen Sieg davonträgt. Wegen seiner Verbindung mit der 
orientalischen Frage überschreitet aber der Vorgang weit den Kreis eines 
Schulthere, GEunrop. Geschichtslalender. XXIII. Bd. 20
	        
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