Die äösterreichisch. Ungarische Monarchit. (Aug. 21 Sept. 4) 311
Christenmädchens Esther Solomossy in Tisza Eszlar durch die
dortigen Juden und zwar zu rituellen Zwecken, welche die öffent-
liche Meinung in Ungarn seit Monaten in Aufregung gehalten hat,
löst sich immer mehr in Nichts auf, seit die Staatsanwaltschaft
nach Beendigung der Voruntersuchung durch den entschieden befan-
genen Untersuchungsrichter Bary die Angelegenheit in die Hand
genommen hat.
21. August. (Österreich-Ungarn.) Der Neorganisations=
Entwurf für die Infanterie behufs der allg. Armeereform ist nun-
mehr in allen Details fertiggestellt und soll mit der Durchführung
derselben schon anfangs September gleich nach Beendigung der Di-
visionsmanöver und der Beurlaubung eines Teils der Maunschaft
begonnen werden.
24. August. Infolge eines am 8. Juli d. J. in Wien an
einem Schuhwarenfabrikanten Merstallinger mittelst Narkose am
hellen Tage und in einer belebten Straße ausgeführten Naubanfalls
werden mehrere Führer der sozialistischen Arbeiterpartei in Wien als
angebliche Teiluehmer und Mitwisser verhaftet und wird im Re-
daktionslokal des Organs derselben „die Zukunft“ (während die ge-
mäßigte Arbeiterschaft als Organ „die Wahrheit“ hat), eine ein-
gehende Hausdurchsuchung vorgenommen. Die Angelegenheit macht
in Wien großes Aufsehen.
Ende August. (Österreich-Ungarn.) Der Gegenbesuch des
Kaisers in Italien ist für dieses Jahr definitiv aufgegeben, da die
italienische Regierung auf Rom als dem Ort der Zusammenkunft
beharrt. Durch die Ereignisse in Triest soll zwischen der österr.=
ungarischen und der italienischen Regierung überhaupt eine gewisse
Spannung eingetreten sein.
4. September. (Galizien.) Die Regierung scheint, trotz des
Ausgangs des großen Prozesses gegen die Nuthenenführer, die Ge-
fahr russischer Umtriebe unter den Ruthenen doch sehr ernst zu neh-
men, da die niedere griechisch-unierte ruthenische Geistlichkeit die-
selben begünstigen soll. Der ruthenische Erzbischof Sembratowicz
wird zu angeblich freiwilliger Resignation gezwungen und gegen
seine Anhänger im Domkapitel ein kanonischer Prozeß eingeleitet.
4. September. (Krain.) Der Gemeinderat von Laibach be-
schließt, unter Protest der deutschen Mitglieder desselben, daß in
Zukunft in allen Klassen der städtischen Knaben= und Mädchen-
schulen für alle Gegenstände statt der deutschen die slovenische Sprache