Spanien. (Olt. 19 — Ende.) 351
Mittel verweigert, seinen Ideen auf gesetzlichen Wegen zum Triumphe zu
verhelfen, die revolutionäre Politik die einzig gute ist-
19. Oktober. Ein lgl. Dekret ermächtigt das Kabinet, die im
Oktober v. J. gekündigten, aber noch in Kraft gebliebenen Handels-
verträge mit denjenigen Staalen, welche die von Spanien vorge-
schlagenen Grundlagen für neue Handelsverträge angenommen haben,
bis zum 15. Dez. l. J. zu verlängern. GEs sind dies Deutschland.
die Schweiz und Schweden-Norwegen. Den übrigen Staalen wird
diese Vergünstigung nicht zugestanden und hören die Verträge mit
ihnen mit deren Ablauf auf. Das Ministerium ist prinzipiell für
Aufrechthaltung von Schutzzöllen, soweit es ihm unerläßlich scheint,
aber für Herabsetzung der Zölle, soweit es im Interesse einer Ber-
mehrung der Zolleinnahmen liegt.
20. Oktober. In Sevilla hält der sog. „anarchistisch-kollek-
tivistische“ Arbeiterbund einen Kongreß ab und erläßt ein Manifest
an die teitertosen
zselbe zeichnet sich durch eine gewisse Mäßigung aus. Diesem
Altensiiee gemäß ist der Arbeiterbund in 215 Lokalverbindungen mit 615
Sektionen eingeteilt, denen etwa 50.000 Arbeiter angehören. Was Aufsgaben
und Ziele der Partei betrifft, so empfiehlt das Programm vor allen Dingen
Vermeidung aller offenen Kouflikte mit der bestehenden Orduung der Diuge
und betont den Mitgliedern gegenüber die Notwendigleit, für ihre eigene
gewerbliche Ausbildung, sowie für die Schulbildung ihrer Kinder nach
Kräften zu sorgen.
Ende Oktober. Die- Zeitungen veröffentlichen nunmehr das
von der Partei Serrono vereinbarte Programm.
Nach demselben soll nicht die bestehende Verfaffung von 1876 in de-
mokratischem, sondern vielmehr die demokratische Verfassung von 1869 in
monarchischem Sinne revidiert und so wieder hergestellt werden. Die Grund-
lage derselben ist. das allgemeine Stimmrecht und dieses foll wieder einge-
führt werden. Die Revision der Versassung von 1869 soll nicht durch eine
Constituante, sondern durch die ordentlichen ( Cortes vorgenommen werden.
In den gegenwärtigen Cortes lann indes Serrano für seinen Plan von
vorneherein nur auf eine verhältuis emäßig nicht große Minderheit zählen.
Dagegen hofft er wohl, den größeren Teil der Parlei Sagasta auf seine
Seite zu ziehen, diesem so seine Basis zu entziehen und ihn zum Nücktritt
zu zwingen. Einem Coalitions zministerium mit Sagasta und seinen näheren
Anhängern wäre er nicht abgeueigt; jein Hauptziel ist, die vier konservativen
Minister zu beseitigen. Die Aus "sicht, durchyudringen, ist jedoch nicht groß.
Der König wird keine Lust haben, weder sich dem allgemeinen Stimmrecht
in die Arme zu werfen, noch das Kriegeministerium und die Armee den
Anhängern Serrano's zu überlassen. Jedenfalls liegt die Eutscheidung gan
in der Hand des Rönigs: er kann Serrauo an die Spitze der NRegierung
stellen oder Sagasta an derjelben sesthalten oder endlich zu Canovas und den
Konservativen zurückkehren und sicher sein, daß, wie die Dinge in Spanien
gehen, jede dieser drei möglichen Regierungen bei Neuwahlen der Cortes
eine Mehrheit derselben jür sich hätte.