Grohbriltannien. (Okt. 30 — Nov. I.) 379
30. Oktober. Unterhaus: beginnt seine Debatten über die
Debattenschlußfrage.
31. Oktober. Agypten fängt an, der Regierung schwere Sor-
gen zu bereiten. Die Regierung sendet Lord Dufferin in außer-
ordentlicher Mission dahin.
Das Vorgehen des Khedive gegen den gesangenen Arabi wird von
der öffentlichen Meinung allgemein angegrifjen und die von ihm durch Baker
P. ohne vorheriges Einvernehmen mit England unternommene Neorgani-
sierung der ägyptischen Armre hat nicht die Billigung der Negierung. Der
Khedive muß offenbar von England schärser als bieher in den Zügel ge-
nommen werden, wonn der Generallonsul Maolet nicht die genügende äußere
und bersönliche Autorität besizt. Tie Negierung beschließt daher den Bot-
schafter in Konstanlinopel, Lord Tufferin, der sich dort so trefflich bewährt
bat, provisorisch als ihren obersten Stellvertreler nach Agyplen zu senden.
Die Pforte siehl die entschiedene Maßregel sehr. ungern und Frankreich nicht
gern. England will sich jedoch die Früchte seines Sieges nicht wieder aus
der Hand schlüpfen lassen. Uber drei Punkte hal die öffentliche Meinung
Englands ihre so ziemlich fesistehende Meinung. Tiese sind in erster Reihe
der bestimmte Wunsch eines positiven Gewinus für England in Agypten
als Resultat des Feldzuges. ÖOb dieser nun in einem englischen Protektorate
oder der Ernennung eines britlischen Residenten oder der permanenten Ein-
nahme einer mililärischen Stellung zur Kontrolierung des Suczkanals bestehe,
darüber ist sie zu wenig insormiert, um der einen oder der anderen Form den
Vorzug zu geben. Der Zzweite Punkt, worüber eine bestimmte Meinung
besteht, ist, daß sie unter keinen Umständen eine Erneuerung der englisch-
französischen Kontrole wünscht. Nicht als ob eine Eifersucht unter dem
Volke gegen Frankreich bestände: im Gegenteil ist die französische Allian);
ein Gegenstand, der mit den Ideen der Massen durchaus übereinstimmt,
welche der Sache der Republik zugethau sind und derfelben allen Erfolg
wünschen; nur eine Speknlation auf gemeinschastliche Rechnung, in welcher
der eine Teil das ganze Risiko trägt und der andere seinen vollen Anteil
an dem Prosik beansprucht, ist nicht nach dem Geschmacke des Volles und
jeder Versuch, die alten Eugagements in Gemeinschaft mit Frankreich wieder
zu beleben, würde von dem Lande mit entschiedenem Mißfallen ausgenommen
werden. Der dritte und letzte Punkt, worüber die öffentliche Meinung sich
ihr bestimmtes Urteil gebildet hat, besteht in einem allgemeinen entschiedenen
Mistrauen gegen die Türkei und in dem Wunsche, Agypten von der Ab-
hängigkeit von der Pforte gänglich befreit zu sehen.
1. November. (Agypten.) Der frangösische Generalkontroleur in
Kairo, Brodif, verlangt, wie früher zu den Sitzungen des ägyptischen
Ministerrates beigezogen zu werden, was einer Wiederherstellung des
früheren Kondominats Frankreichs und Englands in Agypten gleich-
käme. Der ägyptische Ministerpräsident lehnt das Begehren im
Einverständnis mit England ab, mit der Vemerkung, daß auch der
englische Generalkontroleur Colvin nach den Instruktionen, die er
erhalten, jenen Sitzungen nicht mehr beiwohne. Eugland ist ent-
schlossen, das Kondominat als dahingefallen zu betrachten, zumal dem
schwachen französischen Ministerium Duclerc gegenüber.