Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

Etankrtich. (Jan. 31 — Febr. 4.) 387 
der Verfassung mit 298 gegen 173 Stimmen abgelehnt. In der Spezial-= 
debalte verteidigt Gambetta mit äußerstem Nachdruck das Listenstrutinium, 
schließt seine Rede mit den Worten: „Meine Vergangenheit ist bekannt; ich 
bin über allen Ehrgeiz erhaben, wenn es die Zukunft des Vaterlandes gilt“ 
und beantragt, zunächst über den Schlußparagraphen des Kommissionsantrags 
abzustimmen und denselben ab#ulehnen. Er wird jedoch# mit 282 gegen 227 
Stimmen angenommen, hierauf mit 305 gegen 117 Stimmen das Listen- 
strutinium abgelehnt und schließlich der ganze Kommissionsantrag mit 262 
gegen 91 Stimmen angenommen. Das Kabinet Gambetta nimmt sofort 
seine Entklassung. Groy beauftragt Freycinet mit der Neubildung des 
Kabinets 
41. Januar. Freycinet hat das Kabinct folgendermaßen ge- 
bildet: Freycinet Präsidium und Ausw., Leon Say Finanzen, Ferry 
Unterricht, Goblet Inneres und Kullus, Humbert Justiz, Villot 
Krieg, Jauregniberry Marine, Varroy öffentliche Arbeiten, Tirard 
Handel, Mahy Ackerbau, Cochery Poslen. 
Kammer: Konseilpräsident de Freycinet verliest folgende Er- 
klärung des Kabinets: 
„Bei der Erfüllung der Pflichten, welche uns das Amt auferlegt, 
beherrscht uns vor allem der Gedanke, den Frieden zu bewahren, den Frieden 
im Lande, den Frieden in den Gemütern, wie im Verkehre, den Frieden 
nach außen und im Innern. Wir werden nichts versäumen, dieses Ziel zu 
verwirklichen. Wo unsere Altion erforderlich ist, werden wir uns würdig, 
jest und versöhnlich zeigen. In einem Lande wie Fraulreich haben stets 
Freiheit und Fortschritt geherrscht; Sie werden uns unterstützen in der 
Sicherung der einen und in der Verwirklichung des andern. Wir werden 
in liberaler Weise die neuen Gesehe über die Presse und das Versammlungs- 
recht in Anwendung bringen, und werden Ihnen speziell ein Gesetz vorlegen, 
durch welches das Assoziations recht befesligt wird, ohne daß die Rechte des 
Staates beeinträchtigt werden“. Die Frage der Versassungs erevision soll ver- 
schoben werden bis nach Ablauf der gegenwärtigen Legislaturperiode. An- 
gekündigt werden dagegen die Rejorm des Gerichtswesens, die Erweiterung 
der Kompetenz der Friedeusrichler und die Verminderung der Zahl der 
Gerichtshöfe und eine Militärreform, durch welche die Dienstzeit auf drei 
Jahre redugiert werden foll. Bezüglich des öffentlichen Unterrichts wird das 
begonnene Werk fortgeseht werden. Ferner werden die Bemühungen der 
Regierung darauf gerichtet sein, die Arbeit der Nation zu beleben, welche 
nicht von der Politik, sondern vom Erwerbe und den materiellen Interessen 
lebe. Von der Konvertierung der Rente, dem Nückkaufe der Eisenbahnen 
und einer neuen Renten-Emission ist keine Rede. Die Regierung wird die 
Mithülfe der Privatindnstrie in Anspruch nehmen. Nichts soll vernach- 
lässigt werden, um die Lösung der Zolltariffrage berbeizuführen, Zur mo- 
ralischen, intellektnellen und materiellen Hebung der Nation wird die Re- 
gierung die sozialen Probleme studieren. Freycinet bittet schließlich die 
Kammer um ihr Vertrauen. „Wir vermögen nichts ohne Sie. Die über- 
einstimmung der Kammern und der Regierung 8 notwendig für das Wohl 
der Nepublik und Frantkreichs“. 
i4. Februar. Die von Gambetta mit Rücksicht auf seine Pläne 
bez. Agypten eingeleiteten vorläufigen Rüstungen werden eingestellt. 
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