Frankreich. (Mai 26 — Juni 11.) 397
teilt ihm jedoch mit 302 gegen 36 Stimmen ein Vertrauensvotum,
worauf Say sein Gesuch zurückzieht.
26. Mai. Kammer: genehmigt einen Gesetzentwurf, der die
Bedingungen des privaten Mittelunterrichts, namentlich den Be-
fähigungsnachweis, regelt, mit 280 gegen 169 Stimmen.
29 31. Mai. Frankreich schlägt England die Einbernfung
einer europ. Konferen) in Konstantinopel vor, um die Bedingungen
einer Intervention des Sultans in Agypten zu erörtern. England
stimmt dem Vorschlage bei.
31. Mai. Kammer: Bandry d'Asson interpelliert die Regie-
rung über die Ausführung des neuen Volksschulgesetzes, gegen das
fta „als Katholik und als Noyalist“ protestiert und dem er sich für
seine Person nicht unterwersen werde. Der Präsident muß ihn
wiederholt zur Ordnung rufen. Die Kammer geht zur einfachen
Tagesordnung über.
1. Juni. Kammer: Große Debatte über die ägyptische Frage.
Freycinet erklärt sich enlschieden gegen eine Intervention Frankreichs;
Frankreich müsse sich an das europäische Konzert hallen, selbst wenn diejes
die Intervention der Türkei beschließe; dabei solle aber keinesfalls der stalus
quo (die Präponderanz Frankreichs und Englands) umgestürgt, die Unabhängig=
keit Agypleus in ihrem bisherigen Umfange aufrechterhallen und eine Neslau-
ration der Vollsounveränetät der Psorte über Agypten nach wie vor ausge-
schlossen sein. Gambelta greift diese Politik, in Europa eine Stütze zu
suchen und einer Inlervention der Türkei selbst den Weg zu ebnen, mit
Hestigkeit an. Die Kammer ist aber in ihrer Mehrheit mit derselben ein-
verstanden und lehnt die einfache Tagesordnung, der sich das Ministerium
widersetzt, mit 323 gegen 176 Stimmen ab, genehmigt vielmehr mit 298
gegen 70 Stimmen (die Gambettisten enthallen sich) ein förmliches Ver-
trauensvotum für Freycinct.
10. Juni. Kammer: erklärt sich mit 300 gegen 204 Stim-
men pringipiell für die Aufhebung der Unabsetzbarkeit der Richter
und mit 284 gegen 212 Stimmen für das Prinzip der Erwählung
der Nichter als Grundlage für die beabsichtigte Justigreform. Auf
Grund dieser beiden Prinzipien soll nun der Ausschuß einen neuen
Entwurf vorlegen.
11. Juni. Die Regierung setzt eine zahlreiche Kommission
ein, die einen großartigen Entwurf zur Anlegung des schon oft be-
sprochenen Kanals zwischen dem Mittelmeer und dem Atlantischen
Ocean prüfen soll.
Dieser Kanal soll zwischen Bordeaux und Narbonne 407 Kilometer
messen, ein Gejälle von 8⅞ Meter und eine Breite zwischen 56 und 80
Meter haben. Die größten Fahrzeuge der Flolte sollen darin ohne Schwierig-
keit verkehren können, so daß ihnen von einem Meere zum anderen der Um-