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dies mit den Intendanten der Civilliste und des Privatvermögens des Königs
und der löniglichen Prinzen geschieht.“ Art. 3 des Garantiegeseher sagt
nemlich wörtlich: „Die Regierung des Königs leistet im Gebiete des Neiches
dem heiligen Vaier sonverane Ehren und wahrt das ihm von allen katho-
lischen Monarchen zuerkannte Ehrenvorrecht.“ Die dem Papste gewähr-
leistete Sonveräuctät sei demnach lediglich eine Ehrensonveränctäl, welche
zugleich eine persönliche, die Freiheit seines geistlichen Amtes verbürgende
Immunität in sich schließe. Der Papst, der sein hohes überweltliches Amt
in der ganzen latholischen Welt versehen soll, s.i weder des Königreiches
Ilalien noch irgend eines andern Staales Unterthau. Seine Perion sei
heilig, unverletzlich, keiner Juriediklion unterworfen. Er konne in unum-
schränkler Freiheit alle Funktionen srines Amtes erfüllen und die Akte des-
jelben veröffentlichen, und die geistlichen Würdentrager, welche in Rom an
der Ausführung dieser seiner Aufgabe mitwirken, seien kraft dessen ledig.
aller Uberwachung seitens der öffentlichen Gewalten. Tieie einem überirdi-
schen Zwecke entipringende Oberhoheit habe jedoch kein weltliches oder poli-
lisches Merkmal an sich, besitze keine Juriediktion in weltlichen Dingen, in
Streitsachen öffentlichen oder privaten, bürgerlichen Rechtes.
12. November. Durch Einverständnis mit Frankreich werden
die seit dem vorigen Jahre und der Eroberung von Tunis durch
Frankreich unbesetzt gebliebenen Botschafterstellen in Paris und
Rom wieder besetzt, dort durch den General Menabrea, hier durch
Deerais.
22. November. Eröffnung des Parlaments. Throurede des
Königs:
.. Die letzten Legislaturperioden werden in der parlamentarischen
Geschichte denkwürdig bleiben, weil sie eine stabile finanzielle Unterlage
geschaffen, die lästigsten Steuern erleichtert, der Unordnung in der Geld—
zirkulation abgeholfen, die Entwicklung einer ganzen Reihe von Kommuni—
kationen geregelt, die Entwiclelung der ökonomischen Kräfte des Landes durch
einen neuen Handelskoder mächtig gefördert und die Organisation der Mi-
litärmacht erheblich gebessert haben. Ich kann mit lebhaftester Befriedigung
bezeugen, daß die Armee und die Marine sich der Sorgfalt des Parlaments
und der Liebe und Bewunderung, welche ganz Italien mit mir ihnen gollt,
würdig erweisen.. Henute ist das Geschick Italiens in Ihren Händen.
Viktor Emmannel, welchem Sie den Titel ohnegleichen „Bater des Vater-
landes“ zuerkannten, klonnte das italienische Volk zu seiner Unabhängigkeit
führen, demselben die Einheit, die Kraft der Freiheit und die Möglichkeit
der Größe geben. Keine fremde Macht im Innern oder Außen behindert
mehr die vollste Freiheit Ihrer Handlungen. Sie können heileren Blickes
und in Ruhe die großen sozialen Probleme unserer Zeit prüfen und lösen“.
30. November. Kammer: besetzt die Budgetkommission ganz
nach den Wünschen Depretis'. Die Regierung ist einer großen
Majorität sicher. -
Der republikanische Abg. Falleroni verweigert den Eid, er-
klärt, nur der Gewalt zu weichen und muß von den Ouästoren
hinausgeführt werden.
12. Dezember. Kammer: Die Regierung bringt infolge des Falls