Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

Daäntmarh. (Mai 10 — Ctt. 18.) 113 
10. Mai. Beide Thinge stimmen dem Kompromiß bez. des 
Budgets zu, das Landsthing mit 14 gegen 12, das Folkething mit 
83 gegen 3 Stimmen. Die Regierung erklärt, demselben kein Hinder- 
nis entgegensetzen und das Budget in dieser Gestalt dem König zur 
Sanktion vorlegen zu wollen. Damit ist wenigstens wieder ein 
ordentliches Finanzgesetz hergestellt. Das Landsthing hat aber eine 
entschiedene Niederlage erlitten. 
20. Mai. Der König sanktioniert das von beiden Kammern 
beschlossene Budget. Schluß der Session des Reichstags. 
22. September. Die Wahlen zur Erneuerung der Hälfte des 
Landslhings ergeben keine wesentliche Veränderung in der Slellung 
der Parteien. 
Die konservative Partei hal noch einmal gesiegt, aber unter Umständen, 
die für sie sehr bedeullich sind. TDer jetzt siebenjährige Kampf des Mini- 
steriums Estrup mil der Mehrheit des Follethings ist in diesem für die 
Regierung völlig aussichtslos. Visher aber stützte sie sich auf das Landsthing 
h. auf die großen Grundbesitzer und auf die Hauptstadt Kopenhagen, 
auf den Widerwillen der gebildeten Klassen gegen den vielfach ziemlich rohen 
Ansturm des Bauernstandes unter seinem Führer Verg, einem ehemaligen 
Schullehrer. Allein in neuester Zeit hat, wie die Organe der Regierung 
selbst konstatieren, der Radikaliemus unter der „sindierenden Linkenjugend“ 
d. h. unter der jüngeren Generation der gebildeten Klasse Fortkschritte ge- 
macht. Das ist ein bedeulliches Symptom. Die Regierung hat bei den 
Wahlen zwar noch Einmal gesiegt, aber gegen zugrstandenermaßen wachsende 
Minorikäten und es ist sehr die Frage, ob nicht das Ministerium Estrup 
und der König in weiteren vier Jahren, wenn nicht vorher, vor dem bäuer- 
lichen Folkething und seinem Bolksschullehrer Verg werden kapitulieren 
müssen. 
2. Oktober. Eröffnung des Neichskags ohne Thronrede. Die 
Regierung legt demselben das Budget für 1883 vor. Sie hat im 
Landsthing die Mehrheit und stützt sich darauf; im Folkething da- 
gegen gebieten Berg und die Linke über die große Mehrheit und 
zählt die eigentliche Regierungspartei nur wenige Stimmen, die 
Mittelpartei aber ist ohnmächtig und neigt überdies mehr der Lin- 
ken zu. 
16. Oktober. Folkething: beendigt die erste Lesung des Budgets. 
Dieselbe gibt der Linken neuerdings Gelegenheit, dem Ministerium 
Estrup seine unhaltbare, wenigstens unfruchtbare Stellung darzu- 
legen und ihm mit dürren Worten vorzuhalten, daß es nur um 
seiner selbst willen in derselben bleibe, und daß ihm die eigenen 
Interessen und die eines einzelnen Standes mehr am Herzen lägen, 
als das Wohl des ganzen Landes. 
18. Oktober. Folkething: beschließt mit 74 gegen 9 Stimmen
	        
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