468 Rußland. (Dez. Mitte — 24.)
Dabei findet sie, daß ein solcher für Rußland „durchaus nicht so furcht-
bar wäre, wie man gewöhulich annehme“; aus der überlegenheit Deutschlands
in der militärischen Organisation und in der taktischen Ausbildung gehe
noch entfernt nicht hervor, daß Deutschland unbesiegbar sei und notwendig
die Oberhand gewinnen müsse; Bündnisse und Neutralitäten, welche Preußen
abschließe, würden leicht gebrochen werden, sobald seine Waffen nicht glück-
lh wören, ie russische Finanzlage sei freilich schlecht, aber heutgutage
ühre ja 1 Krieg nie mit eigenem Gelde, sondern nehme seine Zuflucht
zu Anlehen.“ Inwwischen zeigen die asisch Papiere an den europischen
Börsen konstant eine weichende Ten
Mitle Dezember. Ein k. Utas befiehlt für die Ostseeprovinzen:
1) Die Wirksamkeit der am 19. Mai 1879 allerhöchst bestätigten
Regeln über den Modus der Bewerkstelligung von Verhören bei Staals-
verbrechen als zeitweise Maßregel auf Esthland, Livland und Kurland aus-
zudehnen, mit dem Beifügen. daß dieser Modus auch auf die Untersuchung
der in den Artikeln 318 und 932 des Strafgesez4buchs bezeichneten Ver-
brechen anzuwenden ist, und 2) die durch bezeichnete Regeln den Prokuratoren
der Gerichtshöfe auferlegten Pflichten von den Gouvernementsprokuratoren
zu erfüllen sind. Die Unabhängigteit der deutschen Gerichte in den Ostsee-
provinzen hat damit ihr Ende erreicht.
18. Dezember. Der Kaiser besucht neuerdings von Gatschina
aus St. Petersburg.
23. Dezember. Nußland verfländigt sich definitiv mit der rö-
mischen Kurie über die Besetzung der verwaisten polnischen Vischofs-
site. Der Wortlaut der Ubereinkunft und die Konzessionen, welche
von der einen und von der anderen Seite dabei haben gemacht
werden müssen, werden nicht veröffentlicht. Von einer Wiederein-
setzung der von der Regierung abgesetzten und verbannten Bischöfe
in ihre früheren Stühle ist jedoch gar keine Rede.
23—21. Dezember. Der Kaiser besucht schon wieder mit der
kais. Familie St. Petersburg. Die Ubersiedelung des Hofes dahin
mit dem neuen Jahr scheint bereits eine beschlossene Sache zu sein.