12. Die ottomannische Tlorte,
die Balkianstaaten und Agypten.
1. Die ottomannische Pforte.
Mitte Jannar. Der Sultan verlangt von seinen deutschen
Beratern auch ein Gutachten über die Abgrenzung der Vefugnisse
der einzelnen Minister und ihrer Verantwortlichkeit.
Bieher herrschte hierin die größte Verwirrung. Die alttürlische
überlieferung erkennt eigentlich nur zwei Minister als voll an; den Groß-
vezier und den Kriegesminister; die anderen Minister sind untergeorduete
Größen, und jenc beiden handeln darnach: der Großvezier fährt noch heute
mit einer beliebigen Einzelverordnung J. B. mit einer Zahlungsan-
weisung für irgend einen seiner Schützlinge oder Bedienten — mitten in
den Amtsbereich eines beliebigen andern Ministers hinein, und es kann auch
noch heute vorkommen, daß der Kriegsminister, wenn er Geld braucht,
irgend eine Provinzeinnahme kurzer Hand abfassen und in seine Tasche
abführen läßt. Diesen gemütlichen Zuständen gegenüber ist eine genaue
Definition dessen, was jeder einzelne Minister selbständig thun kann und
was nicht, offenbar dringend nötig.
18. Februar. Der deutsche Kaiser erwiedert die vorjährige
Gesandtschaft des Sultans an ihn mit einer gleichen an den Sultan,
an deren Spitze Fürst Nadgiwill sleht, und mit der Ubersendung
des Großkordons des schwarzen und roten Adlerordens.
9. März. Die Pforte kündigt, soweit möglich, alle ihre be-
stehenden Handelsverträge mit den europäischen Staaten, ausdrück-
lich in der Absicht, durch eine Revision des bestehenden Tarifs ihre
Zolleinnahmen für die Zukunft zu erhöhen.
Mitte März. Zwischen dem Sultan und der Pforte ist nach-
gerade eine sehr entschiedene Spannung eingetreten, da der erstere
mehr und mehr über die Köpfe seiner Minister hinweg auf eigene
Fausl auswärtige Polikik treibt. Die Krisis ist so accut, daß sie