Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

12. Die ottomannische Tlorte, 
die Balkianstaaten und Agypten. 
1. Die ottomannische Pforte. 
Mitte Jannar. Der Sultan verlangt von seinen deutschen 
Beratern auch ein Gutachten über die Abgrenzung der Vefugnisse 
der einzelnen Minister und ihrer Verantwortlichkeit. 
Bieher herrschte hierin die größte Verwirrung. Die alttürlische 
überlieferung erkennt eigentlich nur zwei Minister als voll an; den Groß- 
vezier und den Kriegesminister; die anderen Minister sind untergeorduete 
Größen, und jenc beiden handeln darnach: der Großvezier fährt noch heute 
mit einer beliebigen Einzelverordnung J. B. mit einer Zahlungsan- 
weisung für irgend einen seiner Schützlinge oder Bedienten — mitten in 
den Amtsbereich eines beliebigen andern Ministers hinein, und es kann auch 
noch heute vorkommen, daß der Kriegsminister, wenn er Geld braucht, 
irgend eine Provinzeinnahme kurzer Hand abfassen und in seine Tasche 
abführen läßt. Diesen gemütlichen Zuständen gegenüber ist eine genaue 
Definition dessen, was jeder einzelne Minister selbständig thun kann und 
was nicht, offenbar dringend nötig. 
18. Februar. Der deutsche Kaiser erwiedert die vorjährige 
Gesandtschaft des Sultans an ihn mit einer gleichen an den Sultan, 
an deren Spitze Fürst Nadgiwill sleht, und mit der Ubersendung 
des Großkordons des schwarzen und roten Adlerordens. 
9. März. Die Pforte kündigt, soweit möglich, alle ihre be- 
stehenden Handelsverträge mit den europäischen Staaten, ausdrück- 
lich in der Absicht, durch eine Revision des bestehenden Tarifs ihre 
Zolleinnahmen für die Zukunft zu erhöhen. 
Mitte März. Zwischen dem Sultan und der Pforte ist nach- 
gerade eine sehr entschiedene Spannung eingetreten, da der erstere 
mehr und mehr über die Köpfe seiner Minister hinweg auf eigene 
Fausl auswärtige Polikik treibt. Die Krisis ist so accut, daß sie
	        
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