Griechenland. (März 4— April 5.) 495
unter tiesem Schweigen, und während der Verlesung der Thronrede
wird auch nicht das geringste Zeichen der Zustimmung laut. Auch
die Menge in den Straßen zeigt sich sehr kalt.
4. März. Kammer: die sich zeither beständig mit Wahl-
prüfungen beschäftigt hat, erklärt die Wahl des Kriegsministers mit
133 gegen 99 Stimmen für ungiltig. Jetzt erst verlangt Komun-
duros seine Entlassung.
10. März. Kammer: wählt Valaoriti von der Opposition
mit 127 gegen 76 Stimmen zu ihrem Präsidenten.
16. März. Das neue Ministerium ist endlich gebildet mit
Trikupis als Ministerpräsidenten und diefer entwickelt der Kammer
sein Programm.
Trikupis versichert, daß er bemüht jein werde, mit allen Mächten,
insbesondere aber mit dem Nachbarstaale gute Beziehungen zu unterhalten.
Nichtsdestoweniger halte die Regierung die Slärkung der griechischen Wehr-
kraft für alle Cventualilälen für ihre Pflicht und sie werde erforderlichen-
falls selbst vor einer neuerlichen Mobilisierung der griechischen Armee und
Flotte nicht zurückschrecken. Den politischen Horizont im Oriente bezeichnet
Krilupe als einen nicht ungttrübten und die neuen Grenzen als unzuläng=
lich. Das Programm umjaßt serner die Annnllierung sämtlicher Dekrete,
auf Grund deren die Verwaltung der neuen griechischen Provinzen bisher
gejührt wurde. Das neue Kabinet wird der Kammer auch die Konvention
von Konflantinopel unterbreiten und einen Kompler von Gesetzentwürfen
zur Assimilalion der neu erworbenen Gebiele vorlegen.
28. März Kammer: genehmigt die Vorlage der Negierung
betr. Annullierung aller auf die Annerion von Thessalien und Epirus
bezüglichen kgl. Dekrele und aller auf Grund derselben geschehenen
Anstellungen.
In der hefligen Tebatte darüber erllärl der damalige griechische Ge-
sandte in London, Kontosltawlos, daß man die griechisch-türlische Konvention
um keinen Preis hätte annehmen sollen. Komunduros erwidert, daß selbst
England von den Großmächten sich nicht trennen wollte; demnach sei Griechen-
land zur Unterj#eichunng der Konvention genötigt gewesen. Wenn Konto-
stawlos, der damals in London geweien, Hoffnung auf englische Unter-
stützung gehabt habr, so habe er seine Pflicht vernachlässigt, indem er der
Negierung hievon keine Mitteilung machte. Trikupis erklärt, die griechische
Regierung hälte den Krieg der Unterzeichnung der Konvention vom 23. Mai
vorziehen sollen. Wenn die Mächte die überzeugung gewonnen hätten, daß
Griechenland wirklich zum Krieg entschlossen sei, so würden sie zur Verhütung
eines europäischen Krieges, die Türkei zur Ausführung des Berliner Ver-
trages gezwungen haben.
5. April. Kammer: Der Finanzminister Kalligas legt ihr
das Budget für 1882 vor.
Die Vorlage und die sie begleitende Darlegung des Ministers legen
die ganze Misere des jungen Staates an den Tag. Die Darlegung des
Ministers spricht es ossen aus, daß die ganze Budgetvorlage lediglich eine