496 Griechenland. (April 24—.Nov (0..)
formelle Bedentung ohne wahren wirklichen Wert habe, da kein Minister
sich an die Festsetzungen des Budgets lehre und absolut keine klare Kon-
trole über Ausgaben und Einnahmen vorhanden sei. Wahrlich eine recht
naive Erklärung im Munde des Finanzministers bei Vorlegung des Jahres-
budgets. Wogu denn überhaupt Budget und Budgetvorlage, wozu oberster
Rechnungshof und Finanzminister, wozu so viel Geschrei über Ordnung und
Sparsamleit im Staatshaushalt? Das B#udget veranschlagt die Einnahmen
auf 66,841,500 Trachmen und die Ausgaben auf JJ.854856 Drachmen,
so daß ein Desizit von 11,013,226 Drachmen verbleibt. Die Einnahmen
aus den neuen Provinzen sind auf 7,941,800 Drachmen angeseyzt und das
DTefizit soll durch Verkauf von Tileln der 120 Millionen-Anleihe gedeckt
werden, die noch im Besitze des Staates sind. Zunächst aber wird wieder
eine neue Anleihe von 20 Millionen Drachmen zu 63/4 Prozent bei der
Nationalbank verlangt, die zu KRommunikationszwecken ausgegeben werden
sollen.
24. April. Durch kgl. Dekret wird eine Untersuchungskom=
mission eingesetzt, welche die Verschleuderungen im Kriegs= und
Marinedepartement namentlich bei Gelegenheit der 120 Millionen=
Anleihe von 1881 unter dem abgetretenen Ministerium Komun=
duros prüfen soll.
25. April. Kammer: beschließt noch ein besonderes Tadels-
votum gegen das frühere Kabinet Komunduros wegen Unterzeich-
nung der griechisch-türkischen Konvention von 1881.
4. Mai. Festliche Eröffnung der Arbeiten zur Durchstechung
des Isthmus von Korinth.
Ende August. Zwischen Griechenland und der Pforte bricht
wegen 4 streitigen Dörfern ein kleiner Grenzkrieg aus, der indes
alsbald durch Nachgiebigkeit der Pforte beigelegt wird.
6. November. Eröffnung der Kammer ohne Thronrede. Bei
der Wahl der Präsidenten erhält der Kandidat der Regierung, Va-
laoriti, 99, der der Opposition 63 Stimmen; 14 Abgeordnete geben
weiße Zettel ab. Die Regierung legt das Budget für 1883 vor,
das zum ersten Mal einen überschuß von 1½ Mill. Fr. ausweist.