übtrsichl der polifischen Entwickelung des Zahrts 1882. 511
bald beiseite gesetzt; die Franjosen entlleideten den Vey seiner wesent-
lichsten Hoheitsrechte und nehmen seither ausdrücklich ein Protektorat
in Anspruch, das sich von förmlicher Annerion kaum mehr durch den
Namen unterscheidet. Der französische Volksgeist fühlte sich inzwischen
befriedigt, wenn auch die Franzosen sich sagen mußten, daß sie den
Erwerb elwas tener erkauft hätten, vielleicht zu teuer durch die
Desorganisation ihrer kaum reorganisierten Armce, durch die Nol-
wendigkeit, einen nicht unerheblichen Teil derselben auf unbestimmle
Zeit in der Regentschaft belassen zu müssen, durch die tiese und
dauernde Entfremdung Italiens, das seine Augen gleichfalls auf Tu-
nis geworfen hatte und das sie ihrerfeits rücksichtslos beiseite geschoben
hatten, und durch das wachgerufene Mißtrauen Englands, das die
westmächtliche Allianz, auf die sie sich so viel zu gute thalen, in
ihren Fundamenten erschüllerte. Indes all dies wurde von der
Befriedigung überwogen, daß Frankreich doch wieder einmal Ge-
legenheit gehabt habe, seine Wassenmacht zu bewähren und einen
Erwerb zu machen, der es wenigstens einigermaßen für das ver-
lorene Elsaß-Lothringen entschädigen mochte. Es blieb aber dabei
nicht stehen. Die Erwerbung von Tunis gab den Franzosen und
ihren Bestrebungen alsbald eine gang neue Richtung. Schon gegen
Ende des J. 1881 tauchle die Idce auf und setzte sich jest, für Frank-
reich als Ersatz für das verlorene Erlaß-Lothringen ein großes nord-
afrikanisches Reich, das sich vom Nil bis an die Meerenge von Gi-
braltar erstrecken und das Mittelmeer in Wahrheit zu einem fran-
zösischen See machen würde, zu gründen. Daß England damit nichts
weniger als einverstanden sein würde, lag freilich auf der Hand.
Aber alles schien doch von einer geschickten Politik abzuhängen und
dazu der Augenblick günstig zu sein. In Agypten waren in dem-
selben Jahre 1881 innere Unruhen und Wirren ausgebrochen, die
eine Einmischung Frankreichs nicht nur ermöglichten, sondern ge-
radezu herausforderten und in Frankreich selbst hatte Gambetta zu
derselben Zeit endlich das Steuerruder ergriffen, das heißt derjenige
französische Staatsmann, dessen ganzes Dichten und Trachten dahin
ging, Frankreich in dieser oder jener Weise seine alte Stellung in
Europa wieder zu verschaffen und der auch, was in Frankreich gangz
unerläßlich ist, die Kühnheit besaß, dafür erforderlichenfalls die
ganze Kraft seines Landes einzusetzen und die Verantwortlichkeit für
den Erfolg auf seine Schultern zu nehmen. Das war die Lage der
Dinge zu Ende des Jahres 1881.