Übersicl der politischen Eulwichelung des Jahreo 1822. 551
trag, der im ersten Anlauf schon auf ca. 150 Mill. “ jährlich ge-
schatzt wurde, geeignet und genügend wäre, nicht nur dem Bedürf-
nisse Preußens mit Einem Schlage vollauf zu entsprechen, sondern
überdies dem Reiche den nicht hoch genug anzuschlagenden Vorteil
bot, gleichzeitig auch den Ginzelstaaten aus allen ihren finanziellen
Schwierigkeiten herauszuhelsen und sogar diese, von deren Matri-
kularbeiträgen das Reich ursprünglich finanziell abhängig gemacht
worden war, nunmehr umgekehrt ihrerseits vom Reich und seinen
überschüssen aus indirekten Steuern finanziell abhängig zu machen.
Der Reichskanzler ging dabei namentlich von der Erwägung aus,
daß speziell für Preußen durch eine Reform seiner direkten Steuer-
gesetzgebung dem Bedürfnisse doch nur teilweise und nur ungenügend
würde abgeholfen werden können, daß die direkten Sleuern in den
untersten weilaus zahlreichsten Klassenstufen in Preußen schon jetzt nur
schwer und nur durch viele taufende von gehässigen Steuererekutio-
nen eingetrieben werden lönnten, und daß es vielleicht sogar mög-
lich wärc, die direkten Stenern gang abzuschaffen oder doch auf eine
Anstandstener seitens der besser gestellten Klassen zu beschränken, was
der Staatsgewalt den großen Vorteil böte, von den Parlamenten
und ihren jährlichen Vewilligungen unabhängiger zu werden. Der
Planu erfrente sich wenigstens im allgemeinen bezüglich einer erkleck-
lichen Einführung indirekter Stenern durch das Reich des Beifalls
der Regierungen und auch gegen das Tabakmonopol hatten sie an
sich wenig Vedenken, sofern es nur möglich sein sollte, es durchzu-
setzen; dagegen erhob sich wider ihn sofort ein wahrer Sturm in
der öffentlichen Meinung und zwar sast durchweg. Die Parlamente
und die Parlamentarier waren über die voraussichtliche thatsächliche
Minderung ihres Steuerbewilligungsrechtes und ihres darauf ge-
stützten Einflusses nichts weniger als entzückt; die Tabakindustrie,
die in Deutschland eine gang befonders ausgebildete, zahlreiche und
blühende ist, begann sich mit Hand und Fuß gegen eine Vernichtung
zu wehren, die sie selbst durch nichts verschuldet hatle und die daher
als eine ganz unbillige und geradegu gewaltthätige erschien, und sie
war in der Lage, dagegen nicht bloß zahlreiche, sondern auch ein-
flußreiche Kräste ins Feld zu führen; endlich widerstrebte jeder ein-
zelne Naucher d. h. so ziemlich alle Welt der Verteuerung oder
Verschlechterung eines Gegenstandes, der zwar nur Luxus ist, aber
längst zum fast unentbehrlichen Bedürfnisse geworden war. Die
Frage blieb seit 1879 auf der Tagesordnung und drohend in der