Metadata: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Schlimme Mißverständnisse. 55 
Diese zweite Zurückweisung Rudorff's, wie die erste mit 
einer kriegerischen Haltung des preußischen Commandanten 
verbunden, brachte nun bei dem stolzen Könige von Hannover 
das Maaß zum Überlausen. Als Döring bald nachher in 
Langensalza ankam, berichtete ihm der vorausgeschickte Officier, 
daß der König alle ihm gemachten Anträge ablehne. Von 
dem Fürsten vorgelassen, fand Döring einen General und 
einen Civilbeamten bei ihm; er sprach sein Bedauern aus, 
daß Mgjestät zu einem Ubereinkommen, wodurch Blut- 
vergießen verhindert würde, nicht geneigt sei; er halte sich 
aber dennoch verpflichtet, einen Versuch zur Verständigung 
zu machen. Der König fragte kurz: von wem haben Sie 
Ihren Auftrag? und auf Döring's Antwort, von Sr. Moajestät, 
folgte die weitere Frage: vom Könige selbst? Döring er- 
widerte: durch den Ministerpräsidenten Grafen Bismarck. 
Der König rief: was will der Mensch? Der Oberst bat 
allerunterthänigst, zu bedenken, daß von einem preußischen 
Minister die Rede sei. Nun, sagte der König, wir sind Alle 
Menschen; theilen Sie mir Ihren Auftrag mit. Döring las 
darauf dem Könige den wesentlichen Inhalt der ihm ertheilten 
Instruction vor. Bei der Stelle, wo nochmals ein Bündniß 
angeboten wurde, unterbrach ihn der König: ach was, Bünd- 
niß; und nun folgte ein leidenschaftlicher Erguß, er könne 
die Vorschläge nur durch einen feierlichen Protest gegen das 
völkerrechtswidrige Verfahren Preußens beantworten; man 
habe seine Parlamentäre angehalten, mit ihm auf unbestimmte 
Zeit Waffenstillstand geschlossen, und nachdem er, darauf 
bauend, seine Truppen in weitläufige Cantonnements verlegt, 
rücke man gegen ihn vor. Döring warf ein, daß er nur von 
einer 24stündigen Waffenruhe wisse, welche abgelaufen sei.
	        
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