342 Die Schweiz. (März 15 Mai 20.)
15. März. Der Papst ernennt den (aus der Schweiz ver-
triebenen) Bischof Mermillod zum Bischof von Freiburg-Genf und
ruft dadurch einen neuen langwierigen Mermillod-Handel hervor.
Das ultramontane Freiburg ist es zufrieden, das protestantische und
liberale Genf weigert sich dagegen entschieden ihn anzuerkennen.
Mermillod felbst gibt eine beruhigende Erklärung bez. Genfs ab;
der Bundesrat sucht zu vermitteln und hebt die Verbannung auf.
Mermillod nimmt ohne Anstand von fseinem Stuhl in Freiburg
Besitz und schließlich gibt sich auch Genf zur Ruhe, da Mermillod
sehr vorsichtig und zunächst wenigstens entschieden versöhnend auftritt.
4. April. Nationalrat: Zolliarifkommission: beantragt, neben
dem Konventionaltarif einen Generaltarif aufzustellen, der überall
da Gültigkeit haben soll, wo keine bindenden Verträge bestehen,
während der Bundesrat den Handelsvertrag mit Frankreich als ge-
gebene Grundlage annimmt.
Ständerat: tritt einstimmig dem Antrage des Bundesrats bei,
auf den Rückkauf der Eisenbahnen z. Z. zu verzichten.
9. April. Bundesversammlung: wählt den Präsidenten des
Nationalrats Deucher zum Mitglied des Bundesrats. Derfelbe be-
steht nunmehr aus 5 Nadikalen und 2 Liberalen oder Gemäßigten.
20. April. Nationalrat: spricht sich mit 67 gegen 59 Stimmen
auch seinerseits gegen den Rückkauf der Eisenbahnen aus.
24. April. Nationalrat: erledigt die Beratung des neuen
Zolltarifs und nimmt denselben, der dem Bunde eine Mehrein-
nahme von ca. 2½ Mill. Fr. sichern soll, in der Schlußabstim-
mung mit 68 gegen 35 Stimmen an. Der Ständerat wird die
Frage erst in der Junifession behandeln.
1. Mai. Eröffnung einer schweizerischen Landesausstellung in
Zürich. Dieselbe ist für das kleine, aber überaus industriöse und
strebsame Land verhältnismäßig geradezu großartig und namentlich
sehr vollständig.
14. Mai. Bundesrat: lehnt eine Eingabe der 5 größeren
Eisenbahngesellschaften der Schweiz gegen das von ihm den Näten
vorgelegte allerdings ziemlich eingreifende Gesetz betr. Beaufsich-
tigung des Rechnungswesens sämtlicher Eisenbahngefellschaften ab.
20. Mai. (Basel-Stadt.) In der öffentlichen Meinung
scheint wieder ein teilweiser Umschlag eingetreten zu sein. Nachdem
die Konservativen schon bei den Ergänzungswahlen zum Gr. Rate
die Oberhand gewonnen, dringen sie auch in den Synodalwahlen