Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Jan. 22 25.) 13
in seine Diözese wieder eingesezt. Die Wiederaufnahme der einge-
stellten Staatsleistungen für die Diözese Münster ist von Neujahr
1884 ab angeordnet.
22. Januar. (Deutsches Reich.) Der in Süddeutschland
so vielfach beanstandete und angefeindete deutsche Offizierskonsum-
verein ist nunmehr in Berlin konstituiert und wird seine Geschäfts-
thätigkeit am 1. April d. J. eröffnen. Wie die „Allgem. illustr.
Militärzeitung“ mitteilt, zählt der Verein bereits 16,180 Mitglieder,
darunter 182 Generale, 1638 Stabsoffiziere, Kapitäns zur See u. s. w.,
12,412 Hauptleute, Rittmeister, Kapitän-Lieutenants und Subaltern-
offiziere und 1984 Sanitätsoffiziere und Beamte der Militärver-
waltung.
22.—28. Januar. (Preußen.) Zusammentritt des von der
Regierung einberufenen preußischen Volkswirtschaftsrates.
Die Mitglieder desselben haben sich fast vollzählig eingefunden, ob-
gleich die Regierung ihnen keine Diäten gewähren kann, da der Landtag die
betreffende Position gestrichen hat; nur 2 Arbeiter sind deshalb ausgeblieben.
Die Regierung legt der Versammlung die Grundzüge des Unfall-Versicherungs-
Gesetzentwurfs vor und dieselbe wird vom Staateminister v. Bötticher er-
öffnet und geschlossen. Sie unterzieht die Vorlage einer ziemlich gründlichen
Beratung, wünscht eine wesentliche Ausdehnung des Kreises der zu Ver-
sichernden und beanstandet vom Standpunkt der Arbeitgeber aus die vorge-
schlagenen Arbeiterausschüsse, stimmt dagegen den übrigen Anträgen der Vor-
lage im Wesentlichen bei. Die öffentliche Meinung legt indes, da sie den
Volkswirtkschaftsrat von Anfang an für ein verfehltes Institut angesehen hat,
den Beschlüssen kein großes Gewicht bei. Die Regierung findet daher in ihm
keine erhebliche Stütze und scheint ihn für die Zukunft selbst wieder fallen
lassen zu wollen.
25. Januar. (Bayern.) II. Kammer: Ein Antrag der
Ultramontanen auf Abänderung des Notariatsgesetzes von 1861
resp. Beseitigung des bisherigen Instituts und Ubertragung des-
selben auf Einzelrichter wird sowohl von der Regierung als von
der liberalen Minderheit als zweckwidrig, nahezu unausführbar und
äußerst kostspielig energisch bekämpft, von der ultramontanen Mehr-
heit aber trotzdem, angeblich im Interesse des Landvolks, mit 80
gegen 59 Stimmen beschlossen.
25. Januar. (Elsaß-Lothringen.) Landesausschuß: Die
erste und die zweite Lesung des Etats geben zu großen politischen
Debatten Anlaß, die jedoch ohne praktisches Resultat bleiben.
,,Volle Verfassung“ und „Autonomie“, das sind die Schlagworte, in
denen sich die politischen Wünsche konzentrieren. Unter der letzteren Bezeich-
nung ist vermutlich, da der Wunsch der früheren Autonomisten, eine eigene
Regierung im Lande zu haben, ja erfüllt ist, eine größere Unabhängigkeit
von Bundesrat und Reichstag zu verstehen, eine Gleichstellung Elsaß-Loth-