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Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder.
2. Januar. 25jähriges Regierungsjubiläum des Kaisers
als König von Preußen.
Die Feier des Jubiläums findet, weil der 2. Januar der Todestag
Friedrich Wilhelm IV. ist, erst am 3. statt. Der Kaiser richtet an den
Reichskanzler folgenden Erlaß: Als Ich im Januar des Jahres 1861 durch
Gottes Gnade dazu berufen wurde, den Thron Meiner Väter zu besteigen,
durfte Ich bei Meinem schon damals vorgeschrittenen Lebensalter nach mensch-
licher Berechnung kaum hoffen, daß Mir eine lange Dauer der Regierung
beschieden sein würde. Jetzt blicke Ich in Gemeinschaft mit Meiner Gemahlin
auf eine Reihe von fünfundzwanzig Jahren zurück, in denen es Mir ver-
gönnt gewesen ist, unter freud= und leidvollen Erfahrungen Meines schweren,
verantwortlichen fürstlichen Berufes mit ungeahnten glücklichen Erfolgen zu
walten. Unerschöpflich ist Mein Dank gegen den Allmächtigen, der Mich
diesen Tag Meines Regierungsjubiläums noch erleben ließ, der Mein ganzes
langes Leben hindurch, namentlich in dem letzten Vierteljahrhundert, mit
Gnade Mich überhäuft, der im wechselvollen Laufe der Geschicke meine könig-
liche Regierung im Innern wie nach außen reich gesegnet hat. Was Mich
bei der Feier des frohen Ereignisses besonders erhebt, das ist das unerschöpf-
liche Vertrauen, die treue, unwandelbare Liebe Meines Volkes, welche Ich bei
den verschiedensten Gelegenheiten so oft erfahren, und welche sich auch bei dem
gegenwärtigen zwiefachen Anlaß der Jahreswende und Meines Jubiläums
wiederum in der mannigfaltigsten und herzlichsten Weise bekundet hat. Nicht
blos aus Meiner Monarchie, aus dem ganzen deutschen Vaterlande und weit
über dessen Grenzen hinaus, soweit die deutsche Zunge klingt, bin Ich von
kommunalen und kirchlichen Verbänden, von andern Körperschaften und Kol-
legien jeder Art, von Vereinen und Anstalten in zum Teil kunstvoll ausge-
statteten Adressen sowie von einzelnen Personen in Zuschriften, poetischen wie
musikalischen Ergüssen und in Telegrammen beglückwünscht. Auch in fest-
lichen Veranstaltungen und Versammlungen hat das Gefühl des Volkes zur
Feier des Gedenktages sich kund gethan, und nicht minder sind Mir aus dem
Kreise Meiner ehemaligen braven Krieger Beweise der Treue in großer
Menge zugegangen. Solche ungemein zahlreichen Zeugnisse von Anhänglich-
keit und Verehrung, welche dem Tage die rechte Weihe geben, erfüllen Mein
Herz mit tiefer Erkenntlichkeit und stärken mich in Meinem hohen Alter zu
weiterer Ausübung Meiner fürstlichen Pflicht für die Zeit, welche mir hie-
Europ. Geschichtskalender. XXVII. Bd. 1