Griecenland. (Ende Januar--April 3.) 433
Ende Januar—Anf. Februar. (Flottendemonstration.)
Ein aus Schiffen sämtlicher Großmächte gebildetes Geschwader
sammelt sich in der Suda-Bucht auf Kreta. "
Anfang Februar. (Stellung Englands.) Der englische
Minister des Auswärtigen, Lord Roseberry, teilt Delyannis mit,
das neue englische Kabinet werde die von Lord Salisbury in der
Behandlung der Balkanangelegenheiten eingeschlagene Politik unver-
ändert fortsetzen; die von Salisbury dem englischen Flottenbefehls-
haber erteilten Befehle und Instruktionen würden aufrechterhalten.
Dieselben enthielten die Weisung, die griechische Flotte zu bewachen
und jeden Zusammenstoß mit der türkischen zu verhindern. Die Kriegsschiffe
der übrigen Mächte waren angewiesen, mit der englischen Flotte zu dem
gleichen Zwecke gemeinsam zu handeln.
März. (Kriegsfrage.) Die Kriegsstimmung des Volkes ist
in beständigem Wachsen. Die Rüstungen werden fortgesetzt, neue
Klassen der Reserven einberufen, in Thessalien 3 verschanzte Lager
errichtet und die dortigen Truppen durch Nachschübe unauphörlich
verstärkt, so daß am Ende des Monats bei Larissa 25,000, bei Tri-
kala und Arta je 16,000 Mann zusammengezogen sind, während in
zweiter Linie 15,000 stehen und 20,000 neu einberufene Reserven
marschfertig gemacht werden.
Die Regierung entleiht bei der Nationalbank 10 Millionen.
Delyannis stellt mehrfach die Kabinetsfrage, der König verwirft die
Entlassungsgesuche, da er die Verantwortung für die Abrüstung
nicht übernehmen will.
Am Anfang des Monats übernimmt der Herzog von Edin-
burg den Oberbefehl über die englische Suda-Bay-Flotte.
Die Gegenrüstungen der Pforte an der thessalischen Grenze
sollen 200,000 Mann mit 35,000 Reitern betragen.
3. April. Beim Zusammentritt der Kammer legt De-
lyannis Gesetzentwürfe vor, welche die Aufnahme einer Anleihe von
25,000,000 Drachmen, die Erhöhung des Banknoten-Umlaufs mit
Zwangskurs, und eine Vermehrung der Kadres der Land= und See-
streitkräfte enthalten.
Trikupis erklärt, er sei überrascht, daß der Ministerpräsident der
Kammer keine Mitteilung über die Politik mache, welche die Regierung gegen-
wärtig verfolge und in Zukunft zu verfolgen gedenke; er sehe dies als eine
Frage an, welche für den Fortbestand des Kabinets entscheidend sein müsse.
Die bisherige Politik des Ministeriums sei durchaus unzureichend, um den
nationalen Bestrebungen gerecht zu werden. Delyannis klagt in seiner Er-
widerung das jrühere Kabinet an, die gegenwärtige kritische Finanzlage ver-
schuldet zu haben.
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